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Das Reliquienkästchen – Verlorenes Verborgenes

Zinnkästchen zur Aufbewahrung von Reliquien aus dem zwölften Jahrhundert.
© Foto: Bildarchiv - Foto Marburg, Horst Fenchel
Reliquiar, Östlicher Mittelmeerraum, Zinn, Beginn 12. Jahrhundert, 9,2 x 7,7 x 5,7 cm, Inventar-Nr. 710.

Reliquiar, Anfang 12. Jahrhundert, Zinn, 9,2 x 7,7 x 5,7 cm, Inventar-Nr. 710, Herkunft: Östlicher Mittelmeerraum

Eines der ältesten Objekte, die Aufschluss über den Reliquienkult des Mittelalters in unserer Region geben, ist dieses Kästchen aus Zinn. Gefertigt wurde es wohl im zwölften Jahrhundert im östlichen Mittelmeerraum und gelangte wie eine Vielzahl anderer Reliquien wahrscheinlich durch eine Pilgerfahrt nach Marburg. Über den genauen Inhalt des Kästchens kann nur spekuliert werden; bei einer früheren Untersuchung konnten kleinste Textil- und Knochenpartikel festgestellt werden. Deshalb wird vermutet, dass es sich um sterbliche Überreste eines Heiligen handelt, möglicherweise des Heiligen Franziskus. Elisabeth folgte mit ihrer Fürsorge für Arme und Kranke ihrem Vorbild Franziskus. Ihm war die Kapelle ihres Hospitals geweiht. Einige Quellen berichten von einer in früheren Zeiten aufbewahrten Haarlocke, die heute aber verschollen ist.

Fundort und Zustand des Reliquienkästchens

Grobe Lötstelle am Zinnkästchen.
© Foto: Bildarchiv - Foto Marburg, Horst Fenchel
Reliquiar (Detail Lötstelle), Östlicher Mittelmeerraum, Zinn, Beginn 12. Jahrhundert, Inventar-Nr. 710.

Das Objekt wurde 1786 beim Abriss der Marburger Firmaneikapelle nördlich bei der Elisabethkirche im Mauerwerk in der Nähe des Altars entdeckt. Sakralräume als Fundort sind typisch für Reliquien, da diese bevorzugt in Kirchen- und Kappellenchören und Gruften aufbewahrt wurden. Der Zustand des Kästchens lässt aufgrund der feinen Verzierungen darauf schließen, dass eine Fehlstelle zu einem späteren Zeitpunkt durch eine Versiegelung mit einer weniger filigranen Technik geschlossen wurde: Am Rand zwischen Deckel und Korpus des Kästchens ist eine grobe Lötnaht zu erkennen.