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Paul Baum, Gehöft in der Toskana

© Bildarchiv Foto Marburg

Paul Baum
Meißen 1859 – 1932 San Gimignano
Gehöft in der Toskana, um 1927
Öl auf Holz, 48,8 x 62 cm
Ankauf 1934

Mit wenig intensiven Farbtönen schafft Paul Baum eine Ideallandschaft, deren jahreszeitliche Einordnung den Betrachtenden überlassen bleibt.

Paul Baum, ein Maler des deutschen Impressionismus, Zeichner und Grafiker, setzte sich in seinem malerischen Schaffen selbst das Ziel einer „idealen Landschaftsmalerei“. Seit 1924 hielt er sich im toskanischen San Gimignano auf, wo er 1932 verstarb. In diesem Zeitraum schuf Paul Baum unter anderem 30 Ölgemälde, um zu „einer besseren Malerei zu kommen“.

Baum bewunderte schon in der Anfangszeit seines Schaffens die Kunst von Jean-Baptiste Camille Corot (Paris 1796 – 1875 Paris) einem Hauptvertreter der Schule von Barbizon, die sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Ablehnung der akademischen Lehre auszeichnete. Charakteristisch war die Hinwendung zur realistischen Naturdarstellung und weg von den klassischen Landschaftskompositionen. Diese neue Sicht kann über die sogenannte paysage intime bereits als eine Überleitung zum Impressionismus gesehen werden. Dieser will idealtypisch zeigen, wie sich ein Moment für den Betrachter darstellt. Der oder die Künstler/in fasst den Eindruck des Augenblickes in das malerische Werk.

© Bildarchiv Foto Marburg

Das Werk Gehöft in der Toskana zeigt in der unteren Bildhälfte ein grünes Weingartengelände, das nach rechts und hinten ansteigt. Im Hintergrund ist ein schwachblauer Höhenzug zu erkennen, vor dem sich die Ausläufer von San Gimignano präsentieren. Da es Baum eher darum ging zu zeigen, wie sich Gebäude in Landschaften einfügen, sind diese vereinfacht und nicht im Detail dargestellt. Der zentrale Torbogen verschwimmt fast mit der Landschaft. Die gesamte Farbintensität des Gemäldes ist stark zurückgenommen und es entsteht ein beinahe verblasster Eindruck, der an einen nebligen Morgen erinnert. Wohl auch der Grund, warum Wolfram Hitzeroth in seiner Monografie Paul Baum. Ein Leben als Landschaftsmaler das Werk in den Herbst verortet.

Ausgehend von der reduzierten Farbpalette und der blassen Helligkeit sind sowohl Nebel aber auch eine starke Sonneinstrahlung mögliche Interpretationsansätze. Dementsprechend bleibt es der Betrachterin oder dem Betrachter überlassen eine eigene jahreszeitliche Einordnung vorzunehmen. Möglich, dass sich hieran das Bestreben des Idealtypus in der Landschaftsmalerei Paul Baums zeigt. Nämlich ein malerisches Werk der Natur, das zeitlos und individuell wahrnehmbar erscheint.

Carl Bantzer, seit der gemeinsamen Zeit in der Künstlerkolonie Dachau 1888 ein Freund von Paul Baum, schrieb über die Serie der späten Toskanalandschaften:

„[…] Diese mehr als 20 Bilder zeigen eine Steigerung ins Licht, eine Feinheit des Tons, eine Überwindung alles Materiellen und eine Vergeistigung der Farbe bis zu einer traumhaft schönen, fast überirdisch anmutenden Erscheinung der Landschaft, wie sie vollendeter nicht gedacht werden kann. Alles was die Natur zeigt, ist da, aber weltentrückt, verklärt. Von Poesie sprach Baum nie, aber seine Werke atmen sie in höchstem Maße, nicht durch Gegenständliches, sondern durch verklärte, durch seine fein empfindende Seele hindurch gegangene Wiedergabe der Natur.“ (1932, zitiert nach Hitzeroth, Wolfram (Hrsg.): Paul Baum (1859-1932). Ein Leben als Landschaftsmaler, Marburg 1988, S. 328.)

Christian Krüger