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Ex Libris Bibliothecae Guggenbühlianae

Auf den Umschlagsinnenseiten von älteren Büchern, die ursprünglich aus Privatbibliotheken stammen, finden sich gelegentlich eingeklebte Ex Libris. Meistens handelt es sich dabei um kleine, auf Papier gedruckte Abbildungen, die zugleich den Namen des Besitzers nennen und vielleicht noch ein kurzes Motto enthalten. Das links abgebildete Exlibris aus der Sammlung Max Kirmsse zeigt einen Wanderer in den Bergen, der auf einen kleinwüchsigen, betend vor einem Bildstock knienden Mann trifft. Titel und Motiv greifen eine Szene aus einem Werk des Schweizer Arztes Johann Jakob Guggenbühl auf. Dieser beschäftigte sich mit einer damals abfällig Kretinismus genannten Schilddrüsenerkrankung, die u.a. zu Kleinwuchs führte. In einem seiner Werke schrieb Guggenbühl über die Bildungsfähigkeit derart erkrankter Menschen:

„Man könnte (...) als ein Beispiel der häufig vorkommenden Entwicklung des religiösen Gefühls bei den Cretinen auch jenen vor einem Kreuze betenden Cretin zu Seedorf im Ct. Uri zählen, welchen ich 1836 sah, und der zunächst zu meiner speziellen Mission die erste Veranlassung gab. Der Anblick des zwergartig verkrüppelten und stupid hässlich aussehenden Menschen, der vor einem Crucifix ein „Unser Vater“ stammelte, schwebte lange Zeit nachher beständig vor meiner Seele“ (Guggenbühl 1853: 11-12).

Im Vergleich zur pejorativen Beschreibung Guggenbühls wirkt die Darstellung des kleinwüchsigen Menschen auf dem Exlibris freundlicher. Anfertigen ließ es sich Kirmsse vermutlich von dem Künstler Adolf Metus Schwindt. Weitere Ex Libris aus der Sammlung Max Kirmsse

Literatur:

Engel, Michael/Stürzbecher, Manfred: Ärzte-Exlibris im Bestand der Freien Universität Berlin. 2.: Die Exlibris von Max Kirmsse. In: Bibliotheksinformationen der UB der FU Berlin, Nr. 28 1995, 8-12

Guggenbühl, Johann Jakob: Die Heilung und Verhütung des Cretinismus: Mittheilungen an die schweizerische naturforschende Gesellschaft. Bern (u.a.) 1853