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Abgeschlossene Forschungsprojekte

Diálogo y Conlicto (2019-2020)

Eine wichtige Aufgabe von politischen Stiftungen und friedenspolitischen Institutionen ist es, Personen, Organisationen und Institutionen miteinander in Dialog zu bringen. Doch was genau bedeutet das? Wer versteht was unter „Dialog“? Wie gestaltet sich die dialogische Praxis? Diesen Fragen geht ein Forschungsprojekt nach, das im Kontext des kolumbianischen Friedensprozesses mit Marburger Masterstudierenden und in Kooperation mit ProPaz (GIZ) und der Friedrich-Ebert-Stiftung Kolumbien (FESCOL) durchgeführt wird.

Re-Konfigurationen. Geschichte, Erinnerung und Transformationsprozesse im Mittleren Osten und Nordafrika (Laufzeit: 2013 - 2018)

Das Forschungsnetzwerk Re-Konfigurationen ist eine offene Struktur, die WissenschaftlerInnen verschiedener Disziplinen sowie mehrere Institute und Forschungszentren an der Philipps-Universität Marburg als Mitglieder vereint. Seit seiner Gründung 2013 verfolgt es das Ziel, die auf die MENA-Region bezogene Forschung mit den systematischen Fächern zu verflechten. Das Netzwerk fungiert somit über Disziplinen und Fachbereiche hinweg als Kristallisationspunkt für den regelmäßigen inhaltlichen Austausch sowie für konzeptionelle und methodische Debatten über gegenwärtige und historische Transformationsprozesse, auch in einer transregional vergleichenden Perspektive. 

Imaginando la Reconciliación (Laufzeit: 2017-2018)

Versöhnung ist ein schillernder Begriff, der in verschiedenen Diskursräumen höchst unterschiedlich besetzt ist. Zugleich gehört er zum Kern des friedenspolitischen Vokabulars. Das Forschungsprojekt wird mit Studierenden der Masterstudiengänge Friedens- und Konfliktforschung und International Development Studies und in Kooperation mit Angelika Rettberg, PhD (Universidad de los Andes, Bogotá) durchgeführt. Vor dem Hintergrund des aktuellen kolumbianischen Friedensprozesses fragt das Forschungsprojekt nach dem Nexus von Konfliktverständnis und Versöhnungsverständnis. Die Ergebnisse wurden 2018 unter dem Titel "Imaginande la reconciliación" veröffentlicht.

Envisioning Peace | Transforming Conflict Network (Laufzeit: 2016-2019)

Das Forschungsnetzwerk eröffnet neue Perspektiven auf Schlüsselthemen des 21. Jahrhunderts, indem lateinamerikanische Erfahrungen ins Zentrum interdisziplinärer Debatten der Friedensforschung gerückt werden. Im Zentrum stehen drei Themenfelder: 1) Gewalt in ihren verschiedenen Formen, Wahrnehmungen und Repräsentationen; 2) Ressourcennutzung und –verfügbarkeit im Kontext von Biodiversität und Umwelt; 3) Gerechtigkeitsprinzipien, Transitional Justice und Rechtsalltag. 

Gender und Transitional Justice. Die Rolle von Frauen in grenzüberschreitenden advocacy-Netzwerken (Laufzeit: 2015-2016)

Obwohl Transitional Justice seit den 1990er Jahren ein globales Thema ist, blieben sowohl der allgemeine Nexus von Gewalt und Geschlechterverhältnissen als auch die Problematik der gender-basierten Gewalt jahrzehntelang aus der vergangenheitspolitischen Praxis (u.a. Wahrheitskommissionen, Strafverfahren) ausgeklammert. Das Forschungsprojekt geht von der Beobachtung aus, dass die Entwicklung von Normen und Praktiken der Transitional Justice stark in der Sogwirkung von transnationalen advocacy-Netzwerken stehen. Vor diesem Hintergrund fragt das Projekt danach, wie sich Frauen innerhalb dieser Netzwerkstrukturen positionieren konnten, um ein Gendering von Transitional Justice zu erkämpfen.

Da sich das transnationale „Aufarbeitungsgeschäft“ seit den 1990er Jahren durch einen zunehmenden Trend der Professionalisierung und Vermachtung auszeichnet, fragt das Forschungsprojekt außerdem nach
Machtungleichgewichten und Hierarchien innerhalb von transnationalen advocacy-Netzwerken und deren
Bedeutung für diskursive und nicht-diskursive Praktiken im Bereich von Gender und Transitional Justice. Damit geraten auch jene sozialen Ungleichheiten in den Blick, die seit geraumer Zeit im Fokus der
Intersektionalitätsdebatte stehen und die sich – so eine zentrale Ausgangsvermutung – innerhalb der  Netzwerkstrukturen in widerstreitenden Ideen und genderpolitischen Transitional-Justice-Ansätzen spiegeln können.

Gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK), Forschungsschwerpunkt „Dimensionender Kategorie Geschlecht - Frauen- und Geschlechterforschung in Hessen“

Projektmitarbeiterin: Rosario Figari Layús

Berliner Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen: Entstehung, Verortung, Wirkung (Laufzeit: 2015-2016)

Weltweit lässt sich ein Boom von Gedenkstätten und Denkmälern ausmachen. An ihre Errichtung ist eine Vielzahl von Erwartungen geknüpft, die auch in der Transitional-Justice Debatte eine zentrale Rolle spielen: sie sollen öffentliche Räume für Trauernde schaffen, die Würde von Opfern wiederherstellen und zugleich Orte der gesellschaftlichen Begegnung und historischen Aufklärung sein.

Seit dem 27. Mai 2008 ist das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen, für das sich seit 1992 eine zivilgesellschaftliche Initiative eingesetzt hatte, am Rande des Berliner Tiergartens zu sehen. Das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen ist Teil einer Erinnerungslandschaft, die nach dem Fall der Berliner Mauer grundlegend um- und neugestaltet wurde. Zwischen den neu errichteten Bauten des Hauptbahnhofs, Bundeskanzleramts und Potsdamer Platzes spannt sich ein unübersichtlicher Bogen, der von offiziellen Erinnerungsorten (Gebäude, Denkmäler, Straßennamen, Informationstafeln) und privat-kommerziellen historischen Reminiszenzen (Souvenirläden, Straßenperformances, „Trabi-Verleih“) durchwoben ist.

Das Forschungsprojekt, das mit Studierenden des M.A. Friedens- und Konfliktforschung durchgeführt wird, befasst sich mit der Frage, welche Bedeutung ein solches Denkmal tatsächlich hat: Von wem wird es wie wahrgenommen? Wie wird es interpretiert? Für wen ist es ein Ort der Selbstvergewisserung, für wen ein Stein des Anstoßes? Ist es für die LGBT-community wichtig? Wie positionieren sich Wissenschaft und Politik? Wie wirkt das Denkmal in das urbane Umfeld hinein? Wie wirkt es auf PassantInnen? 

Zu dem Thema erschien 2017 eine Publikation von Prof. Dr. Anika Oettler mit dem Titel "Das Berliner Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. Entstehung, Verortung, Wirkung." bei Transcript.

Promotionsprogramm zu Transitional Justice (MARA, 2009-2012)

Transitional Justice steht für Versuche, massive Menschenrechtsverletzungen und Gewalttaten aufzuarbeiten, um den Übergang zu einer nachhaltig friedlichen, meist demokratischen Gesellschaftsordung zu ermöglichen. Das Ziel des Promotionsprogramms bestand darin, einen interdisziplinären Kommunikationsraum zu schaffen, der die Möglichkeit zum Austausch und zur gezielten Förderung bietet.

Öffentlichkeiten und Gewalt in Zentralamerika (2006-2009)

Von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziertes Forschungsprojekt am GIGA Institut für
Lateinamerika-Studien, Hamburg.

Foto: Anika Oettler

Ausgehend von der Beobachtung, dass gegenwärtig der talk of crime in allen zentralamerikanischen Gesellschaften die öffentlichen Debatten zu dominieren scheint, widmet sich dieses Projekt der Entstehung, Verbreitung, Verfestigung und Institutionalisierung der gesellschaftlichen Diskurse über Gewalt, Kriminalität und Unsicherheit in Zentralamerika. Dabei geht es um die Frage, in welchen alltäglichen, medialen, politischen, juridischen und wissenschaftlichen Diskursräumen spezifische Diskurse über Gewaltphänomene und die Möglichkeiten ihrer Einhegung situiert sind. 

Ausgewählte Publikationen des Forschungsprojekts

  • Peetz, Peter (2012): Maras, Medien, Militär: Gesellschaftlicher Diskurs und staatliche Politik gegenüber Jugendbanden in Honduras, Berlin, Münster: Lit-Verlag
  • Huhn, Sebastian (2012): Criminalidad y Discurso en Costa Rica. Reflexiones críticas sobre un problema social, San José, Costa Rica: FLACSO; 2012.
  • Huhn, Sebastian (2011): Kriminalität in Costa Rica. Zur diskursiven Konstruktion eines gesellschaftlichen und politischen Problems, in: Studien zu Lateinamerika, Bd. 12, Baden-Baden: Nomos.
  • Peetz, Peter (2011): Youth violence in Central America: Discourses and policies, in: Youth & Society, 43 (4), 1459-1498.
  • Oettler, Anika (2011): The Central American Fear of Youth, in:International Journal of Conflict and Violence, 5(2), 261-276. (PDF)
  • Oettler, Anika (2009): Gewalt und soziale Ordnung in Nicaragua. Baden-Baden: Nomos (Studien zu Lateinamerika, Band 2).
  • Huhn, Sebastian / Oettler, Anika / Peetz, Peter (2009): Contemporary Discourses on Violence in Central American Newspapers, in: International Communication Gazette, 71 (4), 243-261.
  • Huhn, Sebastian / Oettler, Anika / Peetz, Peter (2008): Imaginaciones y Percepciones. Si estudiantes de Costa Rica, El Salvador y Nicaragua fueran presidentes…, Cuaderno de Investigación No. 24, Colección Humanidades, Managua 2008: UCA publicaciones.
  • Oettler, Anika / Huhn, Sebastian / Peetz, Peter (2007): La construcción de realidades inseguras. Reflexiones acerca de la violencia en Centroamérica, in: Revista de Ciencias Sociales, 117-118
  • Huhn, Sebastian, Oettler, Anika (2006): Jugendbanden in Zentralamerika. Konstruktion einer nicht-traditionellen Bedrohung, in: Jahrbuch Lateinamerika. Analysen und Berichte 30, Münster: Westfälisches Dampfboot, 31-48.