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Die Klosterkirche Schulpforta

Königlich Preußische Messbildanstalt
Klosterkirche Schulpforta, Westfassade
Aufnahme 1891, Abzug um 1904
Silbergelatinepapier
Abzug: 36,4 x 38,1 cm
Bildträger: 46,9 x 57,9 cm
auf Bildträger: Klosterkirche zu Schulpforta. Aufnahme der Messbild-Anstalt um 1891
Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg


Die 1891 entstandene Fotografie zeigt die Klosterkirche St. Maria des Zisterzienserklosters Pforta (Sancta Maria ad Portam) von Westen. Die nach der hier seit dem 16. Jahrhundert beherbergten Schule Schulpforta benannte Anlage liegt heute in dem nach Naumburg/Saale eingemeindeten Bad Kösen. Die Grundsteinlegung für den zunächst als romanische Basilika angelegten und 1251 bis 1320 gotisch umgestalteten Kirchenbau geht in das Jahr 1137 zurück. Die Westfassade der Kirche trägt in der Giebelnische eine Kreuzigungsgruppe, die in ihrer Ausführung als einzigartig gilt.

Unter fotografisch-technischen Gesichtspunkten beeindruckt die Aufnahme mit der für Messbildfotografien typischen, perspektivischen Korrektheit, die keinerlei Verzerrungen oder stürzende Linien aufweist, was für die Auswertung als Messbild eine Grundvoraussetzung ist. Für die Aufnahme wurde eine Glasplatte mit den Maßen 30 x 30 cm verwendet. Entsprechend groß und schwer waren die Kameras, mit denen die Messbildfotografen arbeiteten. Die Kombination der großen Platte mit einer aufwändigen Objektivkonstruktion wie sie für die Messbildfotografie Anwendung fand, ermöglichte einen außergewöhnlichen Detailreichtum im Bild. Um eine möglichst große Schärfentiefe zu erreichen, wurde zudem mit kleiner Blende und relativ langen Belichtungszeiten gearbeitet, wie an den vom Wind bewegten, leicht verwischten Baumwipfeln zu erkennen ist.

Messbilder dienten in erster Linie dokumentarischen Zwecken. Doch scheint die vorliegende Fotografie auch mit Rücksicht auf ästhetische Aspekte aufgenommen: Die Klosterkirche im Bildzentrum ist von den Kronen der umliegenden Bäume gerahmt. Das Gebüsch im Vordergrund verdeckt einen Teil der Fassade und erzeugt so eine reizvolle Überschneidung. Die Textur des Weges im Vordergrund, der den Blick auf die Kirchenfassade lenkt, wird durch das Schattenspiel der Vegetation aufgelockert. Selbst die Bewegungsunschärfe in den Bäumen wirkt nicht wie eine technische Unzulänglichkeit, sondern gibt der Aufnahme eine malerische Anmutung. Insgesamt ergibt sich so eine Aufnahme, die nicht nur zweckgebunden, sondern in ihrem Bildaufbau durchaus ansprechend ist. So verwundert es nicht, dass Messbildaufnahmen nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch als repräsentative Präsente genutzt wurden, wie auch im vorliegenden Fall.

Königlich Preußische Messbildanstalt
Klosterkirche Schulpforta, Innenansicht
Aufnahme 1891, Abzug um 1904
Silbergelatinepapier
Abzug: 36,4 x 38,4 cm
Bildträger: 46,9 x 57,9 cm
auf Bildträger: Klosterkirche zu Schulpforta. Aufnahme der Messbild-Anstalt 1891
Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg

Die Innenaufnahme zeigt den Blick durch das Langhaus in Richtung Osten ins Sanktuarium der Klosterkirche. Im Vordergrund ist das Grabmal des Markgrafen Georg von Meißen erkennbar, der nach seinem Tod 1402 in Pforta beigesetzt wurde. Wie auch bei der Außenaufnahme handelt es sich hier um einen qualitativ sehr hochwertigen Kontaktabzug. Da der Papierabzug als Kontaktabzug ohne Vergrößerung oder Verkleinerung des Formats von der fotografischen Platte abgenommen wurde, konnten alle Bildinformationen übernommen werden. Der eindrucksvolle Detailreichtum ist auch in diesem Fall zunächst der ungewöhnlichen Größe der verwendeten Fotoplatte zu verdanken. Die Platte mit 30 cm Seitenlänge ermöglichte es, selbst kleinste Einzelheiten wiederzugeben, die Verzierungen des Kreuzrippengewölbes, die für den Gottesdienst angeschlagenen Liednummern oder die Feinheiten des Altarbildes weit hinten im Chor. Besonders ausgeprägt ist hier die hohe Schärfentiefe, die essentiell für ein Verfahren war, das möglichst den kompletten Architekturkörper und seine Ausstattung detailliert dokumentieren wollte. Das Foto zeichnet sich in allen Tiefenbereichen durch eine herausragende Bildschärfe aus, die von den Inschriften an der Tumba des Markgrafen im Vordergrund bis zum Maßwerk des Altarretabels im Chor eine Detailfülle bietet, die selbst an heutigen Maßstäben gemessen erstaunlich ist.