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Tropenhaus

Dieses Haus ist nicht nur dank seiner Fläche von 570 Quadratmetern das größte unserer Gewächshäuser, sondern mit zwölf Metern Firsthöhe auch das höchste. Bei Temperaturen zwischen 18 und 20 Grad Celsius und einer hohen Luftfeuchtigkeit vermittelt es Ihnen einen kleinen Einblick in die Bedingungen der Tropen. Hauptsächlich finden Sie hier Vertreter des Tiefland-Regenwaldes; Beispiele des Küsten-Regenwaldes befinden sich im Wasserpflanzenhaus.

Vielfältige Pracht

Schmetterlingsorchidee
Foto: Patrick Vogel
Schmetterlingsorchidee (Phalaenopsis aphrodite)

Die stets hohe Luftfeuchtigkeit in den Tropen absorbiert einen Teil der Sonneneinstrahlung. Nur ein geringer Teil dieser Strahlen erreicht tatsächlich auch die Erdoberfläche und mit ihr die Pflanzen, die am Boden wachsen. Besondere Oberflächenstrukturen der Blätter ermöglichen dennoch eine ausreichende Versorgung mit Licht. Doch das ist nicht das einzige durch das Wetter bedingte Problem, an das sich die tropischen Pflanzen im Lauf der Zeit angepasst haben: Infolge der starken Niederschläge von bis zu vier Metern pro Jahr werden die Mineralstoffe aus dem Boden geschwemmt und der Boden verliert so wertvolle Nährstoffe. Weil aber der gesamte Nährstoffvorrat in der Pflanzenmasse liegt, kann unter diesen Bedingungen dennoch eine so vielfältige Pracht an Pflanzen entstehen. Die Pflanzenmasse stirbt irgendwann ab, verwittert rasch und steht den lebenden Pflanzen in Form von mineralisiertem Humus wieder zur Verfügung. Da wir das Schauhaus aber sauber halten müssen, können wir die abgestorbenen Pflanzenteile nicht sich selbst überlassen. Stattdessen sorgen wir durch Zufuhr von gedüngter Erde für einen ausgeglichenen Nährstoffhaushalt – pro Jahr ist das eine Erdschicht von zehn bis 15 Zentimetern.

Riesentitanenwurz

Eine Attraktion des Tropenhauses ist der "Amorphophallus titanum", eine aus Sumatra stammende Staude aus der Familie der Aronstabgewächse. Seine Blüte kann bis zu drei Meter lang und 1,50 Meter breit werden. Das Marburger Exemplar entfaltete seine Pracht erstmals 2005 - fünf Jahre, nachdem wir die Knolle vom Botanischen Garten in Bonn bekommen hatten.

Drei Besonderheiten

Drei Dinge fallen im Tropenhaus besonders auf – der Blick nach oben fällt beinahe automatisch auf den hohen Anteil an Lianen, die an anderen Baumstämmen entlang dem Licht entgegen wachsen. Dazu gehören zum Beispiel Philodendron und Anthurien. Außerdem wachsen zahlreiche Blüten nicht wie gewohnt an den Enden der Zweige, sondern am alten Stammholz. Diese "Stammblütigkeit" wird als "Kauliflorie" bezeichnet; vor allem Ameisen übernehmen hier die Bestäubung. Drittens gibt es im Tropenhaus eine große Zahl der Epiphyten (Aufsitzer). Diese Pflanzen besiedeln den gesamten Raum zwischen dem Kronendach und der bodennahen Krautschicht. Sie klammern sich mit ihren Wurzeln an der Borke der Stämme fest. Nährstoffe und Flüssigkeit entnehmen sie dem Regen oder dem am Stamm herab laufenden Wasser. Keinesfalls dürfen sie mit den bekannten Halb- oder Vollschmarotzern, also Parasiten wie Mistel und Teufelszwirn, verwechselt werden. Beide zapfen den Saftstrom der "Unterlage" an und können daher im Gegensatz zu den Epiphyten ohne diese Pflanze überhaupt nicht leben.