27.05.2020 UMRvernetzt-Projekt: "Die Welt (be)greifen - Metaphern im Denken, Fühlen und Handeln"

Projekt im Rahmen von UMRvernetzt

Foto: Anna Matter

Unter diesem Titel haben Mitarbeiter*innen des Fachgebiets Religionswissenschaft, der AG klinische Linguistik und der Vergleichenden Sprachwissenschaft eine Projektförderung beantragt. Diese wurde nun von der Förderlinie UMRvernetzt bewilligt!
Voraussichtlich Ende November/Anfang Dezember werden wir in diesem Zusammenhang zu einem öffentlichen Abendvortrag mit einer renommierten Persönlichkeit aus der Metaphernforschung einladen.

Metaphern betreffen alle Ebenen der menschlichen Kommunikation: Im Fühlen, Sprechen oder Handeln übertragen sie Bedeutungen von einem semantischen Bereich auf einen anderen. Solche Bedeutungsübertragungen geschehen dabei oft synästhetisch: Verschiedene miteinander verknüpfte Sinneswahrnehmungen wie „Leichtigkeit“, „Wärme“ und „Süße“ können auf ein Gefühl verweisen, etwa auf „Freude“, oder auch auf eine Person oder Gottheit. Unser Ziel ist es, bestehende Forschungsarbeiten zu diesem Thema zu bündeln, das auch in den beteiligten Fachbereichen aus verschiedenen Perspektiven untersucht wird. Hierbei finden empirische und theoretische Methoden der Linguistik, Philologie(n), Ethnologie und Religionswissenschaft Anwendung.

Die Frage, die unsere verschiedenen Forschungsprojekte vereint, ist die, wie metaphorisches Denken und Handeln das Unsichtbare sichtbar, das Ungreifbare greifbar und das Unsagbare sagbar macht  – sowohl im rituellen Umgang mit unsichtbaren Kräften oder Wesen, in der Behandlung psychischer und physischer Leiden als auch im alltäglichen Sprechen über menschliche Gefühle und Emotionen.
Die Tendenz, dabei – in der Sprache – Metaphern und Metonymien zu benutzen sowie sich die Welt – im rituellen Handeln – über Analogien und Kontiguitäten vorzustellen, lässt sich kultur- und zeitübergreifend feststellen. Hierin gleichen sich Sprachen und Sprachspiele der sogenannten „westlichen Moderne“, nichtwestliche und vormoderne Denkweisen: Das, wofür wir keine eigentlichen Worte haben, müssen wir figurativ ausdrücken. Zumindest in dieser Hinsicht unterscheidet sich auch (post-)moderne Geistes-, Kognitions- und Sprachwissenschaft nicht vom „magischen“ Sprechen und Handeln, das wir in Ritualtexten des Alten Orients, in zeitgenössischen jüdischen und Hindu-Mythen und Ritualen oder auch im deutschen „Esoterik“-Diskurs entdecken. Inwiefern ist unsere Rede von Emotionen, Affekten oder Atmosphären, von denen man „ergriffen“, „besessen“, „überwältigt“ oder zumindest „bewegt“ wird, selber „magisch“?

An dem Antrag beteiligt sind (in alphabetischer Reihenfolge) Bernadette Banaszkiewicz (FB 10), Gerrit Lange (FB 03), Anna Matter (FB 03), Alisha Meininghaus (FB 03), Nadine Müller (FB09), Felix Otter (FB10), Susanne Rodemeier (FB 03), Theresa Roth, Constanze Spieß (FB 09), Gesa Steinbrink (FB 09), Elyze Zomer (FB 10).

Kontakt