05.12.2022 Tiefe Trauer um Prof. Dr. Boris Dunsch

Das Seminar für Klassische Philologie trauert um Prof. Dr. Boris Dunsch (10.12.1970 – 23.11.2022)

Sandweg von hohen schmalen Bäumen gesäumt

Boris Dunsch, geboren in Kiel, absolvierte nach seiner Schulzeit in Plön ein Studium der Griechischen, Lateinischen, Deutschen sowie Mittel- und Neulateinischen Philologie in Kiel und St. Andrews. Seine Promotion erfolgte 2001 in St. Andrews mit einem wissenschaftlichen Kommentar zu Plautus’ Mercator. Schon während seiner Zeit in Schottland war Boris Dunsch Lehrbeauftragter an der University of St. Andrews und Assistant Master of Greek an der St. Leonard’s School (St. Andrews), ehe er als Lehrkraft für besondere Aufgaben und wissenschaftlicher Assistent an der Universität Greifswald wirkte. Anschließend forschte und lehrte er seit 2007 als Akademischer Rat und seit 2013 als Akademischer Oberrat am Seminar für Klassische Philologie der Philipps-Universität Marburg, wo er sich 2017 habilitierte. Ebendort nahm er von 2008 bis 2012 die Vertretungsprofessur für das Fachgebiet Latinistik wahr. 2021 wurde er in Marburg nach einer vierjährigen Privatdozentur zum außerplanmäßigen Professor ernannt.

Herr Dunsch war ein Wissenschaftler mit einem außergewöhnlich weiten Interessenspektrum. Er forschte zur griechischen und römischen Literatur von den Anfängen der Antike bis in die Neuzeit und behandelte Fragestellungen, die von Problemen der Textedition und Textkritik über Perspektiven der adäquaten Literaturinterpretation bis hin zu fachdidaktischen Anwendungen reichten. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählten die antike Nautik in ihrer literarischen Reflexion, die antike Fachschriftstellerei und antike Exilliteratur sowie die neulateinische Literatur Norddeutschlands, insbesondere von Marcus Bernhardinus. Am meisten jedoch lagen ihm Plautus und die römische Komödie am Herzen.

Herr Dunsch war Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes und wurde mehrfach für seine wissenschaftlichen Verdienste ausgezeichnet. Mit großem Engagement betätigte er sich in verschiedenen Forschungsverbünden und Fachinstitutionen wie dem Centro Internazionale di Studi Plautini, dem Arbeitskreis für antike Naturwissenschaft und ihre Rezeption, dem International Advisory Board des ECSI, der deutschen Sektion der International Plutarch Society und vor allem auch dem Baltic Network.

Als Hochschullehrer wusste Herr Dunsch stets die Studierenden zu begeistern. Es gelang ihm eindrucksvoll, ihnen ebenso neue Aspekte an kanonischen Texten aufzuzeigen wie sie an die Schätze unbekannter antiker und neulateinischer Texte heranzuführen. Seine Überzeugung von der Bedeutung der antiken Sprachen und Texte, die seine Person ausmachte, übertrug sich auf die, die seine Unterrichtsveranstaltungen besuchten, unabhängig davon, ob es sich um Sprachveranstaltungen, Seminare oder Vorlesungen handelte. Er hat Generationen von Studierenden geprägt, die das, was sie von ihm erfahren haben, weitertragen.

Für die Kollegen und Kolleginnen war Herr Dunsch ein stets loyaler und hilfsbereiter Kollege, der mit seinem Fachwissen inspirierte, mit seinem vielfältigen Engagement das Seminar trug und – nicht zuletzt – mit seinem unvergesslichen Lachen ansteckte.

Boris Dunsch wird uns unvergesslich bleiben – als Wissenschaftler, als Lehrer, als Mensch.

Die Lehrenden und Studierenden des Seminars für Klassische Philologie