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Leitwissenschaft Medizin

Spätestens seit der Berufung Emil von Behrings auf den Marburger Lehrstuhl für Hygiene war Marburg zu einem Zentralort in der Topographie der medizinischen Wissenschaften avanciert. Aber auch zuvor hatte es bereits über die deutschen Grenzen als Ausbildungsort ausgestrahlt.

Emil von Behring
Emil von Behring

Yersin
Alexandre Yersin

So begann etwa Alexandre Yersin (*22. September 1863 †28. Februar 1943) seine medizinische Ausbildung im Wintersemester 1884 an der Universität Marburg. Allerdings verließ er Marburg bereits im Jahr darauf wieder. Prägenden Einfluss hat dieser Aufenthalt wohl nicht auf ihn ausgeübt. Seine bedeutendste Entdeckung machte er 1894 weit ab von Europa in Hongkong mit der Bestimmung des Erregers der Pest. Das Bakterium erhielt 1970 zu seinen Ehren den Namen Yersinia pestis.

Matrikeleintrag Alexander Yersins im Wintersemester 1884. UniA MR 305m 1
Yersin Matrikeleintrag Alexander Yersins im Wintersemester 1884. UniA MR 305m 1

Indochina sollte Yersin auch danach nicht mehr loslassen. An seinem letzten Tätigkeitsort, dem vietnamesischen Nha Trang, dort betrieb er im Auftrag der Kolonialverwaltung auch landwirtschaftliche Projekte, genießt er auch 73 Jahre nach seinem Tod noch höchste Wertschätzung.

Noch vor Jahren waren deutsche Sprachkenntnisse für japanische Mediziner obligat. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts hatte sich Japan bewusst entschlossen, sich bei der Reformierung seines Gesundheitswesens und der Medizinerausbildung an Deutschland zu orientieren. Für japanische Mediziner war Deutschland deshalb ein Anziehungspunkt, um ihre Kenntnisse und Fertigkeiten zu vervollkommnen.

Tada Urata

Tada Urata (*3. Mai 1873 †18. Juni 1936 Tokio) geboren als Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns, hatte zunächst den Beruf der Apothekerin erlernt, um anschließend Medizin zu studieren. Im Jahr 1899 erhielt sie ihre Approbation als Ärztin. Ihre Ausbildung wollte sie 1903 mit einer Promotion in Deutschland krönen. Nachdem sich Pläne in Berlin zerschlagen hatten, wandte sie sich nach Marburg,wo man bereit war, Ausländerinnen mit Hochschulabschluss zur Promotion zuzulassen, obwohl Frauen zu dieser Zeit als reguläre Studierende noch gar nicht immatrikuliert wurden.

Die kaiserliche japanische Gesandtschaft bescheinigt den Bildungsgang von Tada Urata. UniA MR 307c Nr. 3247
Die kaiserliche japanische Gesandtschaft bescheinigt den Bildungsgang von Tada Urata. UniA MR 307c Nr. 3247

Am 28. Februar 1905 wurde sie als erste Frau überhaupt an der Universität Marburg mit einer Arbeit aus dem Bereich der Augenheilkunde zum Dr. med. promoviert. Nach ihrer Rückkehr nach Japan im Jahr 1906 ließ sie sich als Augenärztin nieder und praktizierte bis zu ihrem Tod im Jahr 1936.

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