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Philosophen mit Ausstrahlung – Cohen, Natorp und die Marburger Schule des Neukantianismus

Am Beginn des 20. Jahrhunderts hatte sich im Bereich der Philosophie mit den Professoren Hermann Cohen und Paul Natorp ein – modern gesprochen – „Exzellenzcluster“ gebildet, das sich wieder an der Philosophie Kants orientierte. Diese „Marburger Schule des Neukantianismus“ entfaltete auch grenzübergreifende Anziehungskraft und führte den spanischen Philosophen José Ortega y Gasset und den russischen Schriftsteller Boris Pasternak nach Marburg.

Hermann Cohen
Hermann Cohen

Paul Natorp
Paul Natorp

Boris Pasternak
Boris Pasternak

Boris Pasternak

Boris Pasternak (*29. Januar 1890 †30. Mai 1960) war der vielfältig begabte Sohn eines Moskauer Malers und Professors, der schon im Elternhaus in Kontakt mit der künstlerischen und intellektuellen Elite Rußlands (Tolstoi, Skrjabin etc.) gekommen war. Nach Abschluss des deutschen Gymnasiums in Moskau 1908 begann er in Moskau ein Studium der Philosophie, in dessen Rahmen er im Sommer 1912 in Marburg ein Auslandssemester absolvierte.
Er wandte sich aber von einer akademischen Karriere ab, um Schriftsteller zu werden. Auf diesem Feld erlangte er Weltruhm, wie nicht zuletzt der ihm 1958 verliehene Literaturnobelpreis beglaubigt. Sein spätestens durch die Verfilmung weithin bekannter Roman „Dr. Schiwago“ durfte in der Sowjetunion freilich erst 1987 erscheinen.

Personalverzeichnis der Universität Marburg für das Sommersemester 1912 mit dem Eintrag für Boris Pasternak. UniA MR 305m 3 Nr. 57
Personalverzeichnis der Universität Marburg für das Sommersemester 1912 mit dem Eintrag für Boris Pasternak. UniA MR 305m 3 Nr. 57

Jose Ortega y Gasset
José Ortega y Gasset

Jose Ortega y Gasset

José Ortega y Gasset (*9. Mai 1883 †18. Oktober 1955) nach Besuch einer Jesuitenschule und 1904 mit Promotion abgeschlossenem Philosophiestudium in Bilbao und Madrid wirkte auch auf ihn die Anziehungskraft der Marburger Schule. Zwischen 1905 und 1911 hielt er sich mehrfach in Marburg auf. Er empfand diese Jahre als prägend für seinen intellektuellen Werdegang. Seine akademische Karriere als Professor in Madrid beendete der Militärputsch Francos. Erst 1948 konnte er aus dem Exil nach Spanien zurückkehren. Im Jahr 1952 verlieh ihm die Juristische Fakultät der Philippina die Ehrendoktorwürde. Dieser Tatsache verdankt die Universität Marburg heute den Besitz der einzigen nach dem Leben gearbeiteten Büste Ortega y Gassets.