Hauptinhalt

Forschung

Die Sozialpsychologie ist eines der klassischen Grundlagenfächer der empirischen Psychologie und hat eine hohe Relevanz im Alltag. Sozialpsychologische Forschung untersucht, wie Menschen ihre soziale Umgebung wahrnehmen und verstehen, wie sie in ihrem Denken, Fühlen und Handeln durch andere beeinflusst werden (z.B. durch Anweisungen oder Drohungen, Gruppendruck, Normen und Diskurse in der Gesellschaft). Außerdem wird untersucht, wie Menschen selbst sozialen Einfluss auf andere ausüben und – gemeinsam mit anderen Menschen – zu sozialem Wandel beitragen können.

 

In der Sozialpsychologie an der Universität Marburg berücksichtigen wir, dass solche Phänomene nicht nur individuelles Urteilen und Empfinden widerspiegeln, sondern auch durch Zugehörigkeiten zu sozialen Gruppen sowie gesellschaftliche und kulturelle Bedingungen und Veränderungen (z.B. Diversität, Globalisierung) beeinflusst werden. Entsprechend nutzen wir theoretische Konzepte wie z.B. soziale Identität, soziale Repräsentationen oder Narrative. Auf methodischer Ebene verwenden wir quantitative und qualitative sowie grundlagen- und anwendungsorientierte Ansätze (z.B. Evaluationsforschung).

Unsere Forschungsschwerpunkte lassen sich drei Bereichen zuordnen:

1) Konflikte und Kooperation zwischen sozialen Gruppen

In diesem Bereich untersuchen wir die Ursachen und Folgen von Diskriminierung, Vorurteilen und Stereotypen sowie Möglichkeiten der Reduktion dieser Phänomene, vor allem im Zusammenhang mit Integration und Migration, aber auch in Bezug auf internationale Konflikte. Wir wollen nicht nur Eskalationsprozesse in Konflikten besser verstehen (z.B. anhand der Psychologie des kollektiven Opferbewusstseins), sondern auch Möglichkeiten der konstruktiven Konfliktbearbeitung. Insbesondere interessieren uns die Bedingungen für gelingende Verständigung und Hilfe über Gruppengrenzen hinweg sowie für solidarisches gemeinschaftliches Handeln gegen systematische Ungerechtigkeiten und für soziale Veränderung. Eine wichtige Rolle spielt hierbei positiver Kontakt zwischen Gruppen, den wir auch in der Praxis implementieren und evaluieren (z.B. im Schulkontext).

Bearbeitet von: Christopher Cohrs, Frank Eckerle, Patrick Kotzur, Carmen Lienen, Johannes Maaser, Orgun Özcan, Inga Pauls, Adrian Rothers, Ulrich Wagner, Maria Therese Wiemer

 

2) Gewalt und Gewaltprävention

In diesem Bereich beschäftigen wir uns mit den Erscheinungsformen, dem Ausmaß und den Ursachen von Aggression und Gewalt sowie mit Möglichkeiten, diesen Phänomenen vorzubeugen. Da es sich bei Gewalt vor allem um erlerntes Verhalten handelt, das im Kindes- und Jugendalter erworben wird (Verstärkungs- und Beobachtungslernen), kann Prävention mit Hilfe unterschiedlicher Strategien und Maßnahmen gelingen. Wir setzen gewaltpräventive Erkenntnisse in die Praxis um, beispielsweise im Rahmen des Projektes „Einsicht“ in Marburg, dem Kompetenztraining zur Bewältigung von Diskriminierung (KOBEDI) und dem Gewaltpräventionskonzept für die Stadt Bonn, und bewerten die Wirksamkeit solcher Projekte und Trainings. 

Bearbeitet von: Viktoria Kosjankow, Johannes Maaser, Orgun Özcan, Ulrich Wagner

 

3) Politisches Urteilen und Handeln

Hier befassen wir uns u.a. mit der Analyse von politischen Ideologien, kollektiven Erinnerungen und Konstruktionen der nationalen Identität (z.B. Patriotismus, Nationalismus) und wie diese im Zusammenspiel mit persönlichen Wertorientierungen und Einstellungen das individuelle Urteilen und Handeln beeinflussen. Von besonderem Interesse sind hierbei Urteilsprozesse und Handlungen, die sich auf politisch und wirtschaftlich relevante Bereiche beziehen, wie z.B. Bewertungen von Krieg, Einsatzbereitschaft für Frieden und Menschenrechte, populistische Einstellungen sowie umwelt- und klimaschonendes (nachhaltiges) Konsumverhalten.

Ein aktuelles Kooperationsprojekt mit Kolleg*innen aus der Soziologie und der Politikwissenschaft, das sich auch mit dem ersten Forschungsschwerpunkt überschneidet, fokussiert auf Dynamiken europäischer Identifikation und den Folgen für Solidarität (EUNIDES - Europäische und Nationale Identifikation: Ursachen, Formen und Folgen für Solidarisierung und Entsolidarisierung).

Ein weiteres, nun abgeschlossenes Projekt bezieht sich auf die Bewertung und Verwendung von Anglizismen in der deutschen Sprache.

Bearbeitet von: Christopher Cohrs, Frank Eckerle, Carmen Lienen, Adrian Rothers, Linus Peitz

 

Bitte beachten Sie auch unser „Mission Statement“.