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Verarbeitung von inferierten und sensorischen Informationen

Video: Philipps-Universität Marburg

Die menschliche Wahrnehmung ist lückenlos, obwohl es aufgrund interner (z. B. Abwesenheit von licht empfindlichen Zellen im blinden Fleck) oder externer Gründe (z. B. Verdeckung durch andere Objekte) große Lücken in den verfügbaren Sinnesinformationen gibt. Während der Inhalt dieser sensorischen Lücken durch Schlussfolgerungen vervollständigt wird, ist nicht bekannt, wie diese Inferenzen bei der weiteren Verarbeitung im Vergleich zu wahrheitsgetreuen sensorischen Informationen behandelt werden. Kürzlich haben wir und andere gezeigt, dass in der Metakognition inferierte Informationen gegenüber sensorischen Informationen bevorzugt werden. Dies widerspricht einem der Axiome aktueller Modelle über die menschliche Informationsverarbeitung, wonach Informationen nach ihrer Zuverlässigkeit gewichtet werden.

SENCES zielt darauf ab die Verarbeitung von inferierter im Vergleich zu wahrheitsgetreuer sensorischer Information zu untersuchen.

  • Erstens, werden wir Wahrnehmungs- und Verhaltensexperimente einsetzen, um die Rolle von Inferenzen in der Wahrnehmung, Metakognition und Handlungssteuerung zu untersuchen
  • Zweitens, werden wir EEG einsetzen, um verschiedene Modelle über die neuronale Verarbeitung von Inferenzen zu unterscheiden
  • Drittens werden wir die Rolle von Inferenzen bei pathologischen Skotomen auf drei Zeitskalen untersuchen: Über die Lebensspanne, durch den Vergleich von gesunden Personen und Patienten, die seit langem von einer Augenerkrankung betroffen sind; Mittelfristig indem die Entwicklung von pathologischen Skotomen bei Neuerkrankten untersucht wird; und kurzfristig, indem gesunde Personen mit künstlich fehlender Information trainiert werden.

SENCES wird wichtige Einblicke liefern, wie eine lückenlose Wahrnehmung konstruiert wird und wie die Wahrnehmung von sensorischen Lücken abgeschirmt wird. Die Untersuchung verschiedener Phänomene von Vervollständigung wird es erlauben generelle Prinzipien zu entdecken. Schließlich sollen positive und negative Konsequenzen der Vervollständigung bei pathologischen Skotomen entdeckt werden und daraus neue Ansatzpunkte für frühzeitige Diagnose und Verhaltenstrainings generiert werden.

Weitere Informationen finden Sie beim Community Research and Development Information Service (CORDIS) der Europäischen Kommission.

Team

Veröffentlichungen

Men, H., Altin, A., & Schütz, A. C. (2023). Underestimation of the number of hidden objects. Journal of Vision, 23(2):1, 1-20. https://doi.org/10.1167/jov.23.2.1

Gloriani, A. H., & Schütz, A. C. (2019). Humans trust central vision more than peripheral vision even in the dark. Current Biology, 29(7), 1206-1210. https://doi.org/10.1016/j.cub.2019.02.023

Drittmittel

This project has received funding from the European Research Council under the European Union’s Horizon 2020 research and innovation programme (grant agreement no. 101001250, ERC-COG - Consolidator Grant SENCES).