Hauptinhalt
Die Inszenierung des heiligen Wassers in spätantiken Kirchenbauten des Ostens

Doktorarbeit von Dr. Arabella Cortese M.A. (Beginn 2023)
Natur, Mythen und Religion charakterisieren die menschliche Vorstellungswelt und Lebensweise in der Spätantike und haben in einem komplexen Zusammenspiel zu einer Formierung sakraler Topographien geführt. Die Bibel, auch apokryphe und andere christliche Texte sind reich an Erwähnungen von Schauplätzen, an denen die Natur prominent inszeniert wurde. Diese waren nicht nur Erinnerungsorte vergangener Ereignisse, sondern vor allem heilige Plätze. Die Heiligkeit des Ortes wurde dabei von einer monumentalen Architektur oder durch heilige Objekte bestimmt, die für spezifische Riten handlungsleitend waren.
Unter allen natürlichen Elementen spielte Wasser in der Antike eine herausragende Rolle bei der Bestimmung der Heiligkeit eines Ortes. Natürliche Quellen und Wasseranlagen in Heiligtümern mit heilenden und magischen Kräften waren überall sehr verbreitet. Auch nach der Etablierung des Christentums als Staatsreligion bestanden diese Kultorte weiter und wurden in Verbindung mit christlichen Heiligen oder in Erinnerung an biblische Ereignisse mit neuen Elementen oder Narrativen ausgestattet. Brunnen und Aquädukte wurden Heiligen gewidmet, Kirchen über oder neben heiligen Quellen erbaut, besondere Flüsse in Pilgerwege integriert. Darüber hinaus wurde Wasser in den verschiedensten Medien, wie Fußboden, Absieden, Mauerwerke, Kirchenausstattung abgebildet.
In Anbetracht dieser Überlegungen ist es Ziel des Projekts, aussagekräftige Landschaften und Bauwerke sowie schriftliche Quellen zu analysieren, an denen der Kult des Wassers in der Spätantike eine bedeutende Rolle im Osten gespielt hat. Durch die kombinierte Analyse von literarischen Quellen, archäologischen Befunden und ikonographischen Darstellungen wird untersucht, inwiefern Wasser als Mittel zur Konstruktion religiöser Räume diente.
Anhand konkreter Fallstudien wird analysiert, wie sich die rituelle und narrative Dimension des Wasserkults auf die Schaffung neuer, um das Wasser herum organisierter heiliger Räume auswirkt und welche besonderen architektonischen Merkmale diese Pilgerstätten aufwiesen.

