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Die Region Tyanitis von der Spätantike bis zum Ende der byzantinischen Zeit: Analyse des archäologischen Materials

Doktorarbeit von Birgül Köksal M.A. (Beginn im Oktober 2023)
Die Tyanitis, benannt nach der antiken Stadt Tyana, liegt zwischen dem Taurus und dem Hasan Dağı und bildet die südwestliche Spitze Kappadokiens. Als wichtiger Knotenpunkt an Handelswegen und strategischen Pässen zwischen Ost und West spielte die Region eine zentrale Rolle in der spätantiken und byzantinischen Zeit.
Die Dissertation untersucht umfassend die sozioökonomische und kulturelle Entwicklung der Region Tyanitis von der Spätantike bis in die spätbyzantinische Zeit. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Wechselwirkungen zwischen städtischen und ländlichen Siedlungsstrukturen, Verteidigungsanlagen, religiöser und ziviler Architektur sowie Aspekten des Alltagslebens.
Obwohl zahlreiche Studien zur byzantinischen Zeit in Kappadokien existieren, konzentrieren sich die bisherigen Forschungen vor allem auf Felsensiedlungen und Wandmalereien in den Provinzen Nevşehir und Aksaray. In Bezug auf die Entwicklung der Region Tyanitis während der byzantinischen Zeit gibt es jedoch eine erhebliche Forschungslücke. Bisher wurden die Siedlungsstrukturen, wirtschaftlichen Netzwerke und sozialen Dynamiken dieser Region kaum untersucht. Um diese Lücke zu schließen, werden in der Dissertation vorhandene archäologische Daten analysiert, neue Surveys durchgeführt und historische Quellen umfassend ausgewertet.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung der Siedlungsdynamik zwischen städtischen und ländlichen Gebieten sowie der Verteidigungsanlagen der Region. Die Auswirkungen der arabischen Invasionen auf die Siedlungsstruktur, die Verteidigungsstrategien und die wirtschaftliche Entwicklung werden analysiert. Darüber hinaus wird untersucht, wie topographische Gegebenheiten die Entwicklung der Region beeinflussten und welche Rolle Handelswege und wirtschaftliche Netzwerke spielten.
Die Dissertation konzentriert sich auf folgende Fragen: Wie haben sich die Siedlungsstrukturen in der Region Tyanitis von der Spätantike bis in die spätbyzantinische Zeit verändert und welche historischen oder sozialen Faktoren haben diese Veränderungen beeinflusst? Inwieweit haben Topographie und natürliche Gegebenheiten die Entwicklung der Siedlungsstruktur in Tyanitis beeinflusst? Was sagen die Funde über die Berufe und den Alltag der Bewohner aus? Wie waren die Handelswege und Märkte in der Region Tyanitis organisiert und welchen Einfluss hatten
sie auf die Wirtschaft der Region? Wie veränderte sich die Siedlungsstruktur und die wirtschaftlichen Netzwerke nach den arabischen Invasionen?
Die Methodik der Arbeit kombiniert hermeneutische, quantitative und netzwerkanalytische Ansätze. Zusätzlich werden byzantinische Funde, die aus der Region stammen und im Niğde-Museum aufbewahrt werden, analysiert, um weitere Erkenntnisse über die materielle Kultur und die Alltagspraktiken der Region zu gewinnen. Systematische Surveys und geographische Visualisierungen mittels Kartografische Methoden bilden die Grundlage für die Erfassung und Analyse der Siedlungsstrukturen. Netzwerkanalysen beleuchten die Verbindungen zwischen den Siedlungen und deren Integration in regionale und überregionale Handels- und Kommunikationssysteme. Eine quantitative Analyse der archäologischen Kleinfunde liefert Erkenntnisse über die wirtschaftlichen Verflechtungen und die Alltagspraktiken der Region. Der Abschluss dieser Arbeit wird zu einem umfassenderen Verständnis der Regionalgeschichte Kappadokiens beitragen.
Das Projekt wird seit Februar 2024 durch ein Promotionsstipendium der Marburg University Research Academy (MARA) gefördert.