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Erfolgreich geförderte Initiativen und Gast-Einladungen

Eine Gruppe junger Menschen, die zusammenarbeitet.
Foto: Colourbox.de / Dmitrii Shironosov

Mithilfe der Creative-Space-Förderung konnten zwischen 2023 und 2025 verschiedene interdisziplinäre Initiativen von Promovierenden und/oder Postdocs der Universität Marburg gefördert werden.  Diese Förderung unterstützt die frühe Selbstständigkeit des Wissenschaftlichen Nachwuchses und ermöglicht die Umsetzung von Ideen jenseits des Mainstreams. Außerdem vergab das Projekt Creative Space Mittel zur Einladung von jungen Wissenschaftler*innen mit vielfältiger Fachexpertise für Aufenthalte unterschiedlicher Länge an der Universität Marburg, um windows of opportunity für den wissenschaftlichen Dialog, zum Austausch, für neue Impulse und die gegenseitige Bereicherung zu schaffen.

Erfolgreich geförderte Initiativen und Gast-Einladungen:

Interdisziplinäre Workshop-Reihe zu Ethik und Politik der Feldforschung

Im Juli 2025 organisierten Forschende des Zentrums für Konfliktforschung, des Zentrum für Nah- und Mittelost-Studien, des Fachbereichs Erziehungswissenschaften und aus der Sozial- und Kulturanthropologie eine Workshop-Reihe zur Ethik und Politik der Feldforschung. Die Veranstaltungen boten Nachwuchswissenschaftler*innen unterschiedlicher Disziplinen Raum für offenen, kritischen Austausch über die komplexen ethischen Herausforderungen von Feldforschung – insbesondere in repressiven und konfliktreichen Kontexten.

Neben der Entwicklung konkreter Werkzeuge für ethisches Forschen entstand eine offene Literaturdatenbank mit über 320 annotierten Beiträgen zu Feldforschungsethik. Die Workshops stärkten marginalisierte Perspektiven – etwa von Forschenden, die in ihren Herkunftsländern arbeiten – und förderten nachhaltige Kooperationen: Neue Arbeitsgruppen, Schreibzirkel und gemeinsame Panels bei Fachkonferenzen gehen direkt auf die Reihe zurück. Die Initiative trug wesentlich zur interdisziplinären Vernetzung sowie zur institutionellen Sensibilisierung für ethische Verantwortung in der Forschung an der Philipps-Universität Marburg bei.

Interdisziplinäre Initiative und Gasteinladungen:

Walking the Line - Workshopreihe zu Gehen, Bewegung und begehbaren Medienwelten
Die von promovierenden Mitarbeiter*innen aus den FB 05, 06 und 09 gemeinsam beantragte Workshopreihe „Walking the Line“ brachte im Oktober 2025 Forschende und Künstler*innen aus unterschiedlichen Disziplinen zusammen, um das Gehen als performative Praxis und als Medium ästhetischer Erfahrung zu erkunden. In Vorträgen, Gesprächen und experimentellen Formaten wurden Körper, Raum und Wahrnehmung als miteinander verbundene Dimensionen des Gehens untersucht.

Das Konzept der Reihe zielte darauf, theoretische und künstlerische Perspektiven produktiv miteinander ins Gespräch zu bringen. Dabei zeigte sich die besondere Relevanz leibphänomenologischer und existenzästhetischer Zugänge, die das Gehen als Schnittstelle zwischen Forschung und gelebter Erfahrung erfahrbar machen.

Die Workshopreihe förderte neue interdisziplinäre Vernetzungen zwischen Marburger Forschenden und Gästen anderer Universitäten und Disziplinen. Ein hybrider Sammelband (Print & Open Access) ist in Vorbereitung, der die Beiträge und Diskussionen der Reihe dokumentiert und die wissenschaftlichen wie künstlerischen Impulse weiterführt.

 

Interdisziplinäre Initiative: Bakterielle Stoffwechselprodukte im Kampf gegen Blutkrebs

Das interdisziplinäre Vorhaben hat Fachwissen aus Infektiologie, Onkologie, Biochemie und Metabolomik zusammengebracht, um zu untersuchen, wie bakterielle Stoffwechselprodukte (Metabolite) das Immunsystem beeinflussen und welche Bedeutung sie für die Entstehung und Behandlung von Leukämien haben. Ziel der Initiative war, den Einfluss dieser Metabolite auf Immunreaktionen während der Tumortherapie besser zu verstehen und neue therapeutische Ansätze zu entwickeln.

Im Rahmen der Förderung wurden 236 Patientenproben erfolgreich analysiert und die Messmethodik etabliert. Die Auswertung der klinischen Daten läuft, erste Publikationen sind für Mitte/Ende 2026 vorgesehen.

 

Interdisziplinäre Initiative: „Fake History?“ – Erfolgreicher interdisziplinärer Workshop zu digitaler Geschichts(re)konstruktion

Der zweitägige Workshop „fake history? Unsichere Vergangenheits(re)konstruktion auf Social Media“ versammelte im November 2024 Expert:innen aus Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften, Digital Humanities, Pädagogik und Medienpraxis, um aktuelle Forschungsansätze zu Geschichtsdarstellungen im digitalen Raum zu  diskutieren. Neben vielfältigen Impulsvorträgen und Diskussionen legte die Veranstaltung den Grundstein für eine Open-Access-Publikation beim transcript Verlag. Weitere Vorhaben, darunter eine Zusammenarbeit mit den "Archivnachrichten aus Hessen", sowie die Einbindung des Themas in die universitäre Lehre zeigen die nachhaltige Wirkung dieses gelungenen Formats.

 

Dr. Giulia Pedrucci von der Universität Verona (Italien) zu Besuch bei der Marburger Religionswissenschaft.
Foto: Marburger Religionswissenschaft

Gast-Einladung: Dr. Giulia Pedrucci 

Dr. Ramona Jelinek-Menke (Bild li.): "Im Juni 2024 durften wir Dr. Giulia Pedrucci von der Universität Verona (Italien) in der Marburger Religionswissenschaft willkommen heißen. Ihr spannendes Projekt „DisAntiquity“, das Giulia Pedrucci gerade entwickelt, soll die Resonanz beeinträchtigter Menschen in polytheistisch-religiösen Kontexten des antiken Roms und seiner Nachbarinnen untersuchen. Bei verschiedenen Gelegenheiten stellte sie ihr Projekt vor und erhielt wertvolle Anregungen von Marburger Wissenschaftlerinnen aus unterschiedlichen Disziplinen. Besonders bereichernd waren die gemeinsamen Besuche der Religionskundlichen Sammlung, der Abguss-Sammlung und der Medizinisch-anatomischen Sammlung der Universität Marburg. Auch unsere Studierenden waren aktiv beteiligt."

Dieser bereichernde Austausch wurde durch eine interdisziplinäre Kooperation von Dr. Ramona Jelinek-Menke (Religionswissenschaft), Dr. Maximilian Haars (Geschichte der Pharmazie und Medizin) und Peter Nothbaum (Erziehungswissenschaft) ermöglicht.

 

Gast-Einladung: Prof. Alejandro Majalí-Martínez

Unterstützt durch die Förderung des Projekts Creative Space wurde Prof. Alejandro Majalí-Martínez (Universidad Europea de Madrid; re. im Bild) im Juli 2025 an die Philipps-Universität Marburg eingeladen. Er stellte das spielbasierte Lernkonzept PAGARAMI vor und leitete einen Workshop im Rahmen eines von Dr. María Gómez-Serrano (Institut für Tumorimmunologie) organisierten Kolloquiums zu innovativen didaktischen Methoden. Die Veranstaltung förderte den Austausch und eröffnete Perspektiven für gemeinsame Veröffentlichungen, die Umsetzung von PAGARAMI an der UMR und neue Projektideen wie das SPEAK-Konzept (Science Participation Engagement And Knowledge). Dieser fruchtbare Austausch wurde durch die interdisziplinäre Teilnahme von Mitgliedern aus verschiedenen Abteilungen der UMR, SYNMIKRO sowie dem Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie (MPI-Marburg) gefördert. Außerdem wurden neue Kooperationen und eine geplante Erasmus+-Partnerschaft zwischen der UMR und der Universidad Europea in Madrid initiiert.

Dr. Alberto Sánchez-Pascuala (links) und Prof. Alejandro Majalí-Martínez während des PAGARAMI-Workshops.
Foto: María Gómez-Serrano

 

Das interdisziplinäre Team Kilian Stenzel, Johannes Wichmann, Sophie Kievernagel und Fabian Lechner (v.l.n.r.).
Foto: Sophie Kievernagel

Interdisziplinäre Initiative: Hackathon zur Entwicklung eines KI-Assistenzchatbots zu Autismus

In Zusammenarbeit von drei Fachbereichen hat das Marburger Forscherteam Kilian Stenzel, Johannes Wichmann, Fabian Lechner und Sophie Kievernagel in einem ersten interdisziplinären Hackathon die Entwicklung eines KI-Assistenzchatbots zu Autismus in Angriff genommen.

In dem 24-Stunden-Hackathon "KI & Autismus" arbeiteten Expert*innen und 14 Studierende der Informatik, Data Science, Psychologie, Jura und Wirtschaftswissenschaften sowie eine Autistin an der Entwicklung eines innovativen Assistenzchatbot zu Autismus. Nach inspirierenden Impulsvorträgen wurde die Zielstellung in interdisziplinären Teams entwickelt und anschließend in den jeweiligen Fachbereichsteams umgesetzt. So entstand innerhalb kürzester Zeit, basierend auf validierten Fragebögen, Primärevidenz und Leitlinien, ein erster Prototyp, der psychologische Fragestellungen ebenso berücksichtigt wie rechtliche Rahmenbedingungen. Weitere Vorhaben umfassen eine Validierung des Chatbots durch Psychotherapeut*innen, eine anschließende Publikation der Ergebnisse, sowie die Weiterentwicklung des Prototyps.

Interdisziplinäre Initiative: Das Tabaka-Projekt 

Das Projekt TABAKA rückt die vielschichtigen Lebensrealitäten von LGBTIQ+ Personen in Kenia in den Fokus und hinterfragt dabei westlich geprägte Perspektiven von Medien und Wissenschaft. Dank der Creative Space-Förderung entstand ein kreatives Konzept für 13 künstlerische Kurzfilme, die Themen wie Familie, Religion, Kolonialismus und Solidarität lebendig aufgreifen. In mehreren Workshops mit kenianischen Expert*innen wurden die Inhalte weiterentwickelt, neue inspirierende Ideen gesammelt und wichtige Kooperationen geknüpft. Die nächsten Schritte: persönliche Geschichten einbinden, die Forschung vertiefen und gezielt neue Finanzierungsquellen erschließen, um die Komplexität kenianischer LGBTIQ+ Lebensrealitäten auf authentische Weise darzustellen und zu reflektieren.

Dieser interdisziplinäre Initiative wurde durch die Zusammenarbeit  von Dr. Mariel Reiss (Zentrum für Konfliktforschung), Dr. Sarah-Mai Dang (Institut für Medienwissenschaft), Matti Traußneck (Institut für Politikwissenschaft) und Jordan Awori  (University of Nairobi, Kenya) ermöglicht.  Das künstlerische Konzept wurde von Jordan Awori  entwickelt: https://jordanawori.com/.

Videokonferenz während eines Workshops
Foto: M. Reiss