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Frühe Reisefotografie als technische Herausforderung

Mit der zunehmenden Reiselust immer größerer Bevölkerungsgruppen im Laufe des 19. Jahrhunderts ging eine kontinuierliche Weiterentwicklung der fotografischen Technik einher. Diese ermöglichte es, die wachsende Nachfrage nach fotografischen Aufnahmen von Sehenswürdigkeiten in fernen oder exotischen Ländern immer differenzierter zu befriedigen. Es bildeten sich verschiedene Richtungen der Reisefotografie heraus. Baudenkmäler, Architekturen und Landschaften wurden für private, aber auch für wissenschaftliche Zwecke fotografiert.

Die Expeditionen der Fotografen waren zumeist zeitaufwändig, teuer und strapaziös. Nicht nur klimatische und kulturelle Eigenheiten der bereisten Länder erschwerten die Arbeit, auch die fotografischen Verfahren der frühen Reisefotografie erforderten einen großen technischen und logistischen Aufwand. So war zwar ab 1850 mit der Einführung des Nassen Kollodium-Verfahrens eine Steigerung der Abbildungsqualität – besonders eine Verbesserung der Grauwerte und der Detailgenauigkeit der Aufnahmen – gelungen, allerdings erforderte die bei dieser Technik nötige, unmittelbar der Aufnahme vorangehende Vorbereitung und die unverzügliche Entwicklung der belichteten Negative das Mitführen einer umfangreichen und schweren Fotoausrüstung. Alternativ zu den großen und schweren Kastenkameras wurden freilich auch leichtere Balgenkameras verwendet, die sich aber angesichts ihrer langen Belichtungszeit und mangelhaften Stabilität für großformatige Aufnahmen der Reisefotografen nur bedingt eigneten. Für die Negativproduktion mussten außerdem schwere Glasplatten von einer Größe bis zu 30 x 40 cm mitgeführt werden. Hinzu kamen Stative, mehrere Objektive, Chemikalien für das Präparieren, Entwickeln und Fixieren der Negativplatten, außerdem Messbecher, Trichter, Wasservorräte bis hin zum tragbaren Dunkelkammerzelt. Dieses bestand daher häufig schlichtweg aus einem Sack aus schwarzem Baumwolltuch, der über den Kopf gezogen und mit einem Band an der Taille fixiert wurde. Die fotochemischen Arbeiten wurden auf einem Klapptisch verrichtet.