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Die drei 'Teile' der Psyche bei Platon und Aristoteles und die Einheit von Denken, Fühlen und Wollen

 Prof. Dr. em. Arbogast Schmitt (Philipps-Universität Marburg)

30. November 18 Uhr c.t.

Video meliora proboque, deteriora sequor. Mit dieser Formulierung lässt Ovid Medea zum Ausdruck bringen, dass sie das Richtige zwar mit dem Verstand erkennt und richtig beurteile, dass sie aber vom Gefühl überwältigt dem Falschen nachgebe. Solche und ähnliche Erfahrungen haben v.a. seit Kant dazu geführt, das Gefühl als eine eigene Quelle des Handelns anzusehen und von den Leistungen des Verstandes und des Willens zu unterscheiden. Platon und Aristoteles sehen aber, dass man ein Gefühl nicht entwickeln kann, wenn es nicht auf eine Wahrnehmung oder einen Denkakt zurückgeht. Wer einen Wein nicht schmeckt, der kann ihn auch nicht mit einem Gefühl der Lust trinken. Wer nicht eine Gefahr erkennt, fürchtet sich nicht, usw. Das Problem, das Medea beschreibt, analysieren sie daher von dem Unterschied, mit welcher Art von Denken man etwas empfindet und wie stark und präsent ein Gefühl ist. Bei einer weit entfernten Bedrohung wird immer die präsente Lust über den Verstand siegen.