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Emotionsräume: Zu Affordanz und Atmosphäre von Grabbauten Roms in der Antike

Dr. Asuman Lätzer-Lasar (Philipps-Universität Marburg, Klassische Archäologie)

1. Februar 18 Uhr c.t.

Foto: Privat

Gefühle werden in der Hirnforschung über eine Emotionstrias definiert, die erstens subjektive Erfahrungen, zweitens körperliche und physiologische Veränderungen und drittens Auswirkungen auf das menschliche Verhalten miteinschließt. Diese Komplexität zeigt deutlich, warum Gefühle nicht klar kategorisierbar und voneinander abzugrenzen sind. Aus diesem Grund ist die Psychologie dazu übergegangen, Gefühle in sogenannten Emotionsräumen zu beschreiben. Emotionsräume entstehen durch die Verortung von Gefühlen in einem Achsensystem verschiedener Dimensionen, wie beispielsweise Intensität oder Zeit. Da die archäologischen Hinterlassenschaften selten klare Aussagen über die Gefühle bestimmter AkteurInnen zulassen, bietet es sich an, den Befund aus der Perspektive von Emotionsräumen zu betrachten. Denn Emotionsräume erlauben sowohl bewusste Gefühle, wie Trauer, als auch unbewusste Gefühle, wie das Streben nach Sicherheit, Macht oder Abwechslung ins Spiel zu bringen.

Von der Prämisse ausgehend, dass monumentale Grabbauten durch ihre Platzierung im urbanen Gefüge, als auch durch ihre ästhetische und funktionale Gestaltung bestimmte Gefühle evozieren sollten, werden ausgewählte republikanische und kaiserzeitliche Grabmonumente Roms vor dem Hintergrund von Emotionsräumen diskutiert. Da es sich bei den Grabbauten um Räume handelte, die mehrmals im Jahr für Kommemorationspraktiken genutzt worden sind, soll der Blick auf die Gestaltung der Räume, die darin enthaltenen Dinge und die Rekonstruktion von sozialen Praktiken gelegt werden, um der komplexen Gefühlswelt der Hinterbliebenen näher kommen zu können. Der Fokus des Vortrags liegt auf dem Wechselspiel zwischen einer durch die gebaute Umwelt hervorgerufenen Affordanz und einer durch die leibliche Erfahrung geschaffenen Atmosphäre.