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Oskar Moll

Liegender Frauenakt, 1910/11, Öl auf Leinwand, aufgezogen auf Pappe

© Bildarchiv - Foto Marburg
Oskar Moll, Liegender Frauenakt, Öl auf Leinwand, auf Pappe aufgezogen, 47,5 x 55,5 cm, Inv.-Nr. 3084.

Oskar Moll war mit Richard Hamann befreundet und hat zusammen mit ebenfalls in der Sammlung vertretenen Malern wie Curt Herrmann und Johannes Molzahn ausgestellt. Gemeinsam mit internationalen Künstlern besuchte er 1907 die Académie Matisse in Paris und gehörte in den Jahren der Weimarer Republik, als er ab 1926 die Kunstakademie in Breslau leitete, zu den erfolgreichen Künstlern der Moderne in Deutschland.

In seinem Gemälde „Liegender Frauenakt" variiert Moll das Motiv der modernen Venus-Gestalt, die Edouard Manet mit „Olympia" von 1863 entgegen dem klassischen Idealtypus nach Giorgione und Tizian bildwürdig gemacht hat. Das Werk entstand in einer Schaffensphase, in der Moll inspiriert vom französischen Fauvismus sich von einer impressionistischen Bildauffassung löste und das Verhältnis von Gegenstand und Fläche neu dachte. Staccatoartig setzte Moll die Farbe auf eine nicht grundierte Leinwand, sodass Vorder- und Hintergrund in Farbreihen zusammenfließen. Vertikal gerichtete Pinselstriche umsäumen den nackten Frauenkörper, der direkt auf der mittleren Bildachse platziert den Blick des Betrachters auf sich zieht. Die Figur wird im Zusammenspiel aus unterschiedlich dichten Strichbewegungen und pastelligen Farbflecken grob modelliert und durch brüchige Linien konturiert. Die stark gestische Malweise sowie Licht-Schatten-Akzente aus kontrastierenden Gelb- und Violetttönen erzeugen plastische Effekte der Gestalt. Ein Reigen aus Komplementärfarben wie Blau und Orange, Rot und Grün, Gelb und Violett bringt die Darstellung zum Leuchten und taucht den Akt in eine ekstatische Atmosphäre. Deutlich bekundet Moll mit diesem Aktgemälde seine Hingabe an die sinnliche und formgebende Qualität von Farbe, die er als Schüler von Henri Matisse zu sehen gelernt hatte. (MM)