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Engagement für ein inklusives Museum

Erst durch persönliche und professionelle Unterstützung ist die Herausforderung „Inklusion“ zu meistern. So wird die Entwicklung von inklusiven Vermittlungsangeboten für und mit Menschen mit Beeinträchtigung möglich. Auf dieser Seite möchten wir einige unserer Akteur/innen und Unterstützer/innen zu Wort kommen lassen. In kurzen Statements beschreiben sie, warum sie sich für Inklusion im Museum einsetzen.

Foto: Kunstmuseum Marburg

„Ich bin davon überzeugt, dass die Möglichkeiten der Kunst jeden Menschen bereichern. Im Museum wollen wir Begegnungen mit Kunst für wirklich alle Menschen in jedem Lebensalter in freier und inspirierender Atmosphäre anbieten."
Dr. Christoph Otterbeck, Museumsdirektor

Portrait Samira Idrisu
Foto: Christina Mühlenkamp

„Inklusion ist für Museen kein nettes 'Add-on' sondern zwingend erforderlich, um kulturelle Teilhabe zu ermöglichen. Menschen mit Behinderungserfahrung sollen sich im Museum wohlfühlen und an diesem Ort partizipieren und agieren dürfen. Daher sind die konzeptuelle Öffnung des Museums für alle in Form von aktiver Mitwirkung Grundanliegen meiner Tätigkeit.“ 
Samira Idrisu, Museumspädagogin

Der Vorstand des Vereins der Freunde für Kunst und Kulturgeschichte Marburg e.V. 2023-2024
(von links nach rechts: Dr. Bernhard Conrads (Vorsitzender), Dipl.-Kauffrau Inge Kachel-Moosdorf, Fridhelm Faecks (ausgeschiedener Beisitzer), Dr. Catharina Graepler (Vorsitzende), Dr. Eva-Maria Dickhaut, Karin Stichnothe-Botschafter, Inge Maisch, Dr. Anton Schmölz (neugewählter Beisitzer) und Andreas Erl (Schatzmeister)

"Wir haben uns neben unserem klassischen Engagement für die Erweiterung der Sammlung, ihre Erforschung und Publikation ein weiteres Ziel gesetzt: dass Menschen mit Behinderungen, seien es ein vermindertes Sehvermögen oder Einschränkungen im körperlichen oder mentalen Bereich, das Museum Gewinn bringend besuchen und die dort ausgestellte Kunst erleben können."

Der Verein der „Freunde des Museums für Kunst und Kulturgeschichte e.V.“  unterstützt das Vorhaben ehrenamtlich. Seit 2018 ist der Gedanken des „Museums für Alle“ in der Satzung des Vereins verankert. In einem digitalen Brief wendet sich der ehemalige Vorsitzende Horst Piringer an die Öffentlichkeit und erklärt, warum für den Verein die Förderung von Inklusion eine wichtige neue Aufgabe ist.

Portrait Michaela Haas
Foto: Michaela Haas/privat

„Ich engagiere mich für ein Museum für alle, weil es selbstverständlich sein muss, allen einen Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen! Als Vermittlerin sehe ich eine Hauptaufgabe darin, Informationen und Inhalte anschaulich und verständlich zu machen. Das verlangt eine gegenseitige Absprache der Möglichkeiten und ein voneinander lernen.“ 
Michaela Haas, Kunstvermittlerin und Kunsthistorikerin

Portrait von Hanns Joachim Henrich
Foto: Hanns Joachim Henrich/privat

„Das Interessanteste an Museen für mich ist – egal, um welches Museum es sich handelt: Man bekommt neue oder zusammenhängende Informationen des jeweiligen Sachgebiets in Form von Bildern, Skizzen oder Modellen gezeigt. Und man bekommt Antworten auf Fragen und neue Ideen. Beim 'besser machen' seid Ihr ja auf dem Weg und offener für andere Zielgruppen. Und für Hilfsmittel zum besseren Verstehen. Wenn es mit dem Coronavirus vorbei ist, liegt es an meinen Freunden, ob sie mit mir uns Museum gehen wollen. Ich werde sie fragen, weil mir das Museum gefällt. Ich kann mir gut vorstellen, anderen Menschen Bilder zu erklären und das mache ich auch gerne.“
Hanns-Joachim Henrich, Mitarbeiter bei spectrum e.V. und Teilnehmer am Inklusions-Workshop

Anette Bach im Portrait
© Filmstill Arno Uth

„Obwohl ich völlig erblindet bin, gehe ich gern ins Kunstmuseum. Das hat zum einen den Grund, dass ich schon als Kind - ich konnte damals sehen - mich schon sehr für Kunst, insbesondere Malerei, interessiert habe und somit eine ganz wache Erinnerung an viele, viele Kunstwerke habe. So treffe ich also in den Museen oft ‚alte Bekannte‘, auch wenn ich sie heute nicht mehr sehe. Das setzt aber voraus, dass ich eine geduldige Begleitung habe, die mir gern auch mir Unbekanntes beschreibt. Zum andern ist es mir heute ein Anliegen, dabei mitzuhelfen, die Museen mit ihrer Kunst auch für blinde Menschen interessant und erlebbar zu machen.
Kunst ist ein Bestandteil
menschlichen Lebens, wahrscheinlich schon immer. Ich denke, blinde Menschen sollten davon und darüber erfahren, bevor sie sagen können: ‚Ich interessiere mich nicht für Kunst.‘“
Anette Bach, ehem. Leiterin des DVBS Bezirk Hessen und Teilnehmerin am Inklusions-Workshop

Ulrike Schönhagen im Portrait
Foto: Hanna M. Neumann

„Die Stadt Marburg ist seit hundert Jahren durch die blista [Blindenstudienanstalt] und ihre Arbeit mit und für blinde und hochgradig sehgeschädigte Menschen geprägt.
Seit Beginn meiner Arbeit als Kunstlehrerin an der blista ist es mir ein Anliegen, das Kunstmuseum aktiv für die Besuchergruppe der blinden und hochgradig sehbehinderten Menschen zu öffnen. Das aktuelle Projekt ‚Inklusion im Museum‘ bestätigt, dass mit der Öffnung eine weitere Perspektive auf die Auseinandersetzung mit künstlerischen Werken entsteht, die für alle Beteiligten vielfältige, inspirierende Impulse ermöglicht. Diese Verbindung von Kunst und Leben möchte ich gerne aus meiner beruflichen Erfahrung heraus mitgestalten."
Ulrike Schönhagen, Kunstpädagogin und Lehrerin für das Fach Kunst

Bild von Frau Häusler. Gezeigt werden Frau Häusler und Catharina Graepler im Gespräch über ein Kunstwerk von Adnan Abd Al-Rahman.
© Filmstill Arno Uth

"Intensive Bildbeschreibungen können auch für jemanden, der blind ist, sehr erfüllend sein, auch wenn dabei natürlich eine ganz eigene Bildvorstellung entsteht."
Monika Häusler, Medienzentrum Blindenstudienanstalt und Teilnemerin am Inklusionsworkshop

Thomas Gebauer im Portrait
Foto: Thomas Gebauer/Privat

"Alle Menschen auf der Erde bilden zusammen eine wunderbar vielfältige und kreative Menschheitsfamilie, die wir jederzeit und an allen Orten für die Zukunft schützen, stärken und mit allen wichtigen Überlebensgütern versorgen müssen. Kulturelle Teilhabe und die Vermittlung von Kunst sind existenzielle Wegzehrung, die wir durch geeignete Werkzeuge besonders an Kinder und Menschen an den Rändern unserer Lebenswelten weiterreichen müssen. Nur so werden wir unsere Welt vor dem weiteren Auseinanderbrechen bewahren können."
Thomas Gebauer, Moderator der Inklusions-Workshops im Kunstmuseum Marburg und Werkstattleiter der agent21 Zukunfts- und Reparaturwerkstatt