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Interdisziplinäre Workshop-Tagung: Freiheit. Feministische Neu-Aneignungen eines umkämpften Begriffs

Die Arbeitstagung des Zentrums für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung (ZGS) fand am 18.2.2016 in den Räumen der Alten Universität statt und griff „Freiheit“ als ebenso prominentes wie vieldeutiges Ideal der Gegen­warts­gesellschaft auf: Welche Rolle spielt der Freiheitsbegriff in der heutigen Geschlechterforschung? Kann die feministische Wissenschaft an diesen für die neuzeitliche Ideengeschichte so zentralen Begriff anknüpfen und wie wäre er aus seiner (neo)liberalen Fassung sowie aus konservativen Indienst­nahmen zu lösen, um ihn (wieder) für eine emanzipatorische Politik fruchtbar zu machen? Eignet sich der Begriff als zentrale Denkfigur feministischer Kritik?

Die Gender Lecture „Freiheit als eine politische Praxis der Freiheit“, die Linda Zerilli (University of Chicago) am Vorabend in der sehr gut besuchten Alten Aula hielt, lieferte die Auftaktveranstaltung für unsere interdisziplinäre Arbeitstagung, in der Mitglieder des ZGS sowie Gastvortragende aus Gießen und Berlin über die Neu/Verortung des Freiheitsbegriffs in der feministischen Theorie und Genderforschung diskutierten.

PANEL 1 machte den theoretischen Aufschlag mit der Frage nach dem Verhältnis von Freiheit und Feminismus: Welche anschlussfähigen Freiheitskonzepte und Freiheitsforderungen finden sich in der aktuellen feministischen Theorie und Politik? Welche Kernprobleme und Anfechtungen wurden formuliert?

PANEL 2 warf unter dem Titel Freiheit, Körper und Sexualität die Frage nach Parametern von Freiheit aus kulturvergleichender Perspektive auf. Soziologische, politik­wissenschaftliche und pädagogische Beiträge untersuchten Körper und Sexualität als Schnittstelle gesellschaft­licher Zugriffe auf die Bevölkerung. Sie thematisierten aber auch die regional und kulturell sehr unterschiedlichen Konzeptionen von Freiheit, die hier auf dem Spiel stehen.

PANEL 3 widmete sich dem Thema Freiheit und Imagination. Hier standen feministische Entwürfe im Zentrum, in denen die Einbildungskraft eine Schlüsselrolle spielt: das Vermögen, etwas radikal Neues zu denken, die Reproduktion der etablierten Ordnung zu stören und jene Räume zu vergrößern, in denen Freiheit möglich, denkbar und lebbar wird.

PANEL 4 trug den Titel Freiheit, Abhängigkeit und Notwendigkeit und stellte damit die Marx’sche Abgrenzung des „Reiches der Freiheit“ vom „Reich der Notwendigkeit“ in den Raum. In diesem Panel ging es um die materiellen Bedingungen von Freiheit in Bezug auf Arbeit, Reproduktion und Care/Fürsorge-Tätigkeiten und um einen Freiheits­begriff, der weniger Souveränität und Unabhängigkeit als vielmehr Bezogenheit und der Anerkennung gegenseitiger Abhängigkeit Rechenschaft trägt.

 

Tagungsprogramm

(Die Abstracts der einzelnen Vorträge sind - soweit vorhanden - verlinkt: einfach auf den Titel klicken.)

Begrüßung durch Annette Henninger (Geschäftsführende Direktorin des ZGS)

 

Einige Vorträge der Tagung wurden für einen Sammelband ausgearbeitet, der 2016 unter dem Titel Feminismus und Freiheit. Geschlechterkritische Neuaneignungen eines umkämpften Begriffs im Ulrike Helmer Verlag erschienen ist (siehe Publikationen).