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Blick zur Altstadt, Sternwarte, Schloss

Auf der Brücke zwischen den beiden Gebäudeteilen der Universitätsbibliothek geht der Blick über den Pilgrimstein auf die Altstadt, die aufgrund ihrer Hanglage unterhalb des Landgrafenschlosses als „Oberstadt“ bezeichnet wird. Die Häuser, die hier eng aneinander am Berghang stehen, geben einen Querschnitt durch siebenhundert Jahre Fachwerkarchitektur: Schlichte, unverzierte Ständerbauweise aus dem Mittelalter sieht man ebenso wie stark verzierte und farbig gefasste Fachwerkhäuser des 19. Jahrhunderts. Das erste Fachwerkgebäude Marburgs entstand 1321 in der Nähe des Markplatzes (Hirschberg 13).

Zwischen den Wohnhäusern hervor ragt der Alte Renthof, das Mathematisch-Physikalische Institut, mit der historischen Sternwarte, von Christian Ludwig Gerling 1841 erbaut. Die Sternwarte mit dem „physikalischen Cabinet“ steht auf den Grundmauern des sog. Dörnberger Hofes, den der Landhofmeister Heinrich des Reichen (1441 - 1483), Hans von Dörnberg, 1492 erbauen ließ. Der steinerne Turm des Hofes wurde zwischen 1840 - 1842 zur Sternwarte ausgebaut und erhöht. Die zum Institut gehörende Sammlung mathematischer und physikalischer Instrumente wird in den Stadtführern ebenso hervorgehoben wie der meteorologische Turm, zu den der bedeutende Physiker Christian Gerling den ehemaligen Pulverturm des Schlosses umbaute.

Auch das zweite große Wahrzeichen der Stadt - das Schloss – lässt sich von diesem Standort aus erkennen. Die „Marcburg“ namensgebend für die Stadt, ursprünglich wohl als Grenzburg erbaut, trohnt beherrschend an den alten Fernverkehrswegen und prägt bis heute das Panorama der Stadt. Unter Landgraf Heinrich I. wird die Burg im 13. Jahrhundert zur Residenz ausgebaut, Ende des 15. Jahrhunderts unter Landgraf Wilhelm III. um den Wilhelmsbau im Osten der alten Schlossanlage erweitert. Etwa ein Jahrhundert später lässt Landgraf Ludwig IV. weitere bauliche Änderungen vornehmen: Es entstehen u. a. der Renaissancevorbau, Wirtschaftsgebäude, ein Lustgarten und die Kanzlei unterhalb des Schlosses (vgl. Darstellung Wilhelm Dillichs). Nach den Kriegswirren des Dreißigjährigen Kriegs und der neuen Aufteilung im Einigungsvertrag von Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt fallen Stadt und Schloss wieder zurück in die Zeit der „Grenzburg“. Das Schloss verliert seine Funktion als Residenz an Kassel. Bis ins 18. Jahrhundert wird das Schloss in eine große Festung mit Schanzen und Bollwerken umgewandelt, was es aber nicht vor Zerstörung schützt. Nach Ende des Siebenjährigen Kriegs sind Schloss und Stadt beschädigt, 1770 beginnt die Schleifung der Festung. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts folgt die Nutzung als Fruchtspeicher, Lazarett und Gefängnis. Mit der preußischen Regierung wird dann das Staatsarchiv im Schloss untergebracht.

In seiner langen Geschichte als Schutzburg, Residenz, Festung, Strafanstalt, Königliches Staatsarchiv bis hin zum heutigen Museum ist es auch Ort der ersten „Universitätsbibliothek“, die Landgraf Philipp der Großmütige neben seiner Universität dort einrichtet.

    Exponate

    Großer Kubus

    Foto: Heike Heuser
    Gesamtansicht Marburg

    Topographia Hassiae et Regionum Vicinarum, Das ist Beschreibung der vorne[m]bsten Stätte vnd Plätze in Hessen, vnd den benachbahrten Landtschaften, als Buchen, Nassau, Wetteraw, Westerwaldt, Wittgenstein, Lohngaw, vnd andern / [Verf.: Martin Zeiller]. Matt. Merian. Franckfurt : Merian, [1646]
    095 VIII B 20 y Sondermagazin
    Doppelblatt 39: Marburg

    Diese Darstellung Marburgs durch Matthaeus Merian d. Ä. greift auf die Stadtansicht Wilhelm Dillichs (1605) zurück und wird 1638 das erste Mal publiziert in der „Neuwe Archantologia Cosmica von Johann Ludwig Gottfried (d.i. Johann Philipp Abelin).

    Merian baut in seine Ansicht einen reichen Vordergrund mit Genremotiven ein, womit er eine größere Tiefenwirkung erreicht und das Bild zugleich mit Bedeutung auflädt. Auffallend ist auch die genaue Darstellung von Einzelheiten etwa des Fachwerks.

    Foto: Heike Heuser
    Marpurg

    Dilich, Wilhelm [Stecher] [Marburg], [1605]
    Mit Widmung Dilichs: "Amp. & Spec. Integ. Sapi. Et Doct. P[rae]stanti[ssim]i D. Coss. & Sen. Civita. Marpurgensis Hunc Urbis Marpurgi Typu[m] D.D.A."
    Die Bildtafel ist 1 Kupferstich: Ansicht der Stadt Marburg
    Sonderdruck aus
    Dilich, Wilhelm: „Hessische Chronica“. zusamen getragen und verfertiget durch Wilhelm Scheffern genandt Dilich Cassel 1605.
    UB Marburg: VIII B 129 am # Marburg

    Wilhelm Dilich war Geograph und Historiker des Landgrafen Moritz.
    Die Stadtansicht von Wilhelm Dillich gilt als Urbild der barocken Veduten von Marburg und zeichnet sich durch seine genaue Beobachtung aus: Der Blick auf die Stadt geht vom Richtsberg aus und erfasst erstmals auch Details wie die Siechenhäuser in Weidenhausen oder die drei Chöre der Elisabethkirche.
    Dieser Kupferstich gibt die Vorlage für den bekannten Kupferstich Merians von Marburg.

    Volltext:
    https://fuldig.hs-fulda.de/viewer/image/PPN274613654/5/LOG_0000/

    Kleiner Kubus 1

    Foto: Dr. Lydia Kaiser
    Schloss und Sternwarte

    Marburg a.d. Lahn: 24 Kupferdrucke. Marburg: Elwert, [1927].
    UB Marburg: VIII C 129 aw
    UB Marburg: 085 8 2019/01210,7

    Kupfertafel 3: Nordabhang des Schlosses
    Kupfertafel 8: Blick vom Schloss

    Kleiner Kubus 2

    Blick zur Altstadt

    Schoof, Wilhelm: Marburg, die Perle des Hessenlandes: ein litterarisches Gedenkbuch. Marburg: Elwert, 1899.
    UB Marburg: VIII C 129 q

    Sammlung von Gedichten, Volksliedern und Erinnerungen u.a. von Clemens, und Bettine Brentano, Jakob Grimm, Eobanus Hessus, Karl Wilhelm Just, Heinrich Jung-Stilling.

    Digitalisat:
    http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00078445-7