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Auf der Brücke Ausblick Richtung Elisabethkirche, Deutschordensgelände

Elisabethkirche –  Mittelaltergotik des 13. Jahrhunderts

Der Blick über die Brücke zwischen den beiden Gebäudeteilen der Universitätsbibliothek fällt auf eines der beiden bedeutendsten Wahrzeichen der Universitätsstadt Marburg: Die Elisabethkirche. Die dreischiffige gotische Hallenkirche – Baubeginn 1235, Weihe 1283, Fertigstellung der Türme 1330 - gilt als eine der ältesten gotischen Kirchen Deutschlands. Die Elisabethkirche steht im Zentrum des Deutschordensgeländes.  Der Deutsche Orden widmet sich dem Andenken an die 1231 heiliggesprochene Elisabeth von Thüringen und damit der karitativen Arbeit. Das Wunder an ihrem Grab, die Heiligsprechung kurz nach ihrem Tod machen Elisabeth von Thüringen zu einer berühmten Frau und die Elisabethkirche zu einem bedeutenden Wallfahrtsort im Mittelalter, wo die Anbetung ihres Reliquienschreins am Altar das Ziel zahlreicher Pilgerscharen ist. Ihr Leben und Wirken ist Gegenstand von Legenden und Biographien, ein frühes Beispiel ist die ausgelegte Handschrift Das Leben von St. Elisabeth von Dietrich von Apolda.

Ein Teil des Pilgerwegs verlief über den „Pilgrimstein“, der die Universitätsbibliothek von der Altstadt trennt. Der Name hat allerdings nichts mit den Pilgern zu tun, sondern leitet sich wohl von dem Namen eines Glasers Belgerin-, Bilgerim und Bilgeram ab, der 1579 nach Marburg gezogen war.

Einige der Deutschordensgebäude hinter der Elisabethkirche sind noch vorhanden. Sie beherbergen u.a. das Institut für Geographie (Deutsches Haus) und das Mineralogische Museum (Fruchtspeicher).

    Exponate

    Großer Kubus

    Foto: Heike Heuser
    Zur Bedeutung der Heiligenverehrung für die Stadt Marburg

    Elisabeth, Landgräfin von Thüringen, wählt Marburg 1228 zu ihrem Witwensitz und legt damit einen entscheidenden Grundstein für die neue Bedeutung der Stadt. In der Frankenberger Chronik beschreibt Wiegand Gerstenberg Ende des 15. Jahrhundert diese Wirkung auf die Stadtentwicklung:

    „… Danach (nach dem Tod Landgraf Ludwig von Thüringen auf dem Kreuzzug), als man schrieb nach Gottes Geburt 1229 Jahre, da zog Sankt Elisabeth aus Thüringen und folgte dem seligen Priester Meister Curt, ihrem Beichtvater. Derselbe war aus Marburg gebürtig. (…) Von der Zeit an nahm Marburg sehr zu und wurde immer besser und besser. Denn es war bisher ein Dorf gewesen und hatte auch keine Kirche außer der Kapelle Sankt Kilian. (…)“.


    Franckenbergisch Chronick vnd Zeit-Buch: Ausgeführet biß vfs Jahr Christi, Ein tausend fünff hundert vnd fünff vnd Zwantzig / Zusammen getragen Durch Weygand Gerstenbergern, sonsten Büddenbender genandt. Jtzo zu sonderer lieb vnd wolgefallen allen Historischen Antiquariis an tag gegeben è Mss. J. F. F. V. A.
    {[S.l.] : Vögelin ; [Heidelberg] : Vögelin, 1619. S. 24.
    UB Marburg: VIII A 121 k SoMag

    Henzen, Wilhelm: Die Heilige Elisabeth: Volksschauspiel in fünf Aufzügen mit einem Vorspiel "Das Rosenwunder“. Leipzig: Reclam, 1897.
    UB Marburg: VIII C 411 c

    Pilgerbüchlein zum Elisabethjubiläum / hrsg. vom Bistum Fulda. 1981.
    UB Marburg: 87/115, 1981, 24

    Kleiner Kubus 1

    Foto: Dr. Lydia Kaiser
    Abbildungen der Elisabethkirche

    Nach dem Tod ihres Mannes Landgraf Ludwig IV. von Thüringen 1227 erhält Elisabeth von ihren Schwägern die Marburg als Witwensitz. Hier wirkt sie gemäß der Lehre des Franz von Assisi für Arme und Kranke. Der erste bekannte „Bericht“ über ihre Heiltätigkeit und Wunder findet sich in einem Brief von Konrad von Marburg, ihrem geistlichen Berater und Beichtvater, an Papst Gregor IX. Den Bau der Elisabethkirche aber veranlasst ihr Schwager Landgraf Konrad von Thüringen, zugleich auch zweiter Hochmeister des Deutschen Ordens. Er bewirkt die Heiligsprechung durch Papst Gregor IX. Nachdem 1233 die Stiftungen Elisabeths an den Deutschen Orden gegangen sind, wird 1235 der Grundstein für die Grabkirche Elisabeths gelegt, eine der ersten gotischen Hallenkirchen. Damit erhalten die Pilger, die schon zu Lebzeiten Elisabeth in dem von ihr gegründeten Hospital aufsuchten und nach ihrem Tod vermehrt nach Marburg kommen, einen zentralen Wallfahrtsort.

    Marburg und seine St. Elisabeth-Kirche: 54 Kupferdrucke. Marburg: Elwert, [1931].
    UB Marburg: VIII C 129 axb
    Elisabethkirche von Osten

    Seehaußen, Richard: Elisabethkirche zu Marburg: ein Führer mit 15 Bildern und 1 Grundriß. Marburg: Elwert, 1927.
    UB Marburg: VIII C 131 qt
    Elisabethkirche von Westen

    Hamann, Richard: Elisabethkirche zu Marburg. Burg bei Magdeburg : Hopfer, 1938.
    UB Marburg: VIII C 131 qv
    Handschriftliche Widmung Hamann

    Zur Erinnerung an die Elisabethkirche zu Marburg und zur sechsten Säcularfeier ihrer Einweihung / von L. Bickell
    Marburg : Elwert, 1883
    UB Marburg: VIII B 131 hm

    Kleiner Kubus 2

    Foto: Dr. Lydia Kaiser
    Gelände Deutscher Orden: Fruchtspeicher, Deutsches Haus

    Auf dem ehemaligen Gelände des Deutschherrenordens steht auf der Nordseite der Elisabethkirche das „Deutsche Haus,“ bis zur Auflösung des Ordens 1809 durch Napoleon Sitz des deutschen Ordenskomthurs der Ballei Hessen.  In unmittelbarer Nähe befindet sich der ehemalige Fruchtspeicher, ein Steinbau von 1515 mit einem halbrunden Treppenturm. In der Napoleonischen Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts gehen die Gebäude des Ordens in Marburg an den Landesherrn und werden von der Universität u.a. für das Zoologische Cabinet, das chemischen Institut und die Entbindungsanstalt genutzt. Heute befinden sich dort u.a. der Fachbereich Geographie und das Mineralogische Museum.

    Aus Alt-Marburg / 35 Federzeichnungen von Otto Ubbelohde. [Text: Gustav Könnecke]. 4., verm. Aufl. Marburg: Elwert, 1917.
    UB Marburg: VIII C 130 le
    S. 15: Fruchtspeicher

    Trischmann, Johannes: Marburg und seine Universität. Marburg-Lahn: Hrsg., 1933.
    UB Marburg: VIII C 129 sk
    S. 31: Firmaneiplatz und Deutsches Haus

    Kleiner Kubus 3

    Foto: Heike Heuser
    Legendendichtung zur Heiligen Elisabeth

    Nach Theodericus de Apolda: Das Leben von St. Elisabeth
    15. Jh., 1. Hälfte; Papier 92 Bl.
    Provenienz: Codex ursprünglich im Besitz des Franziskanerklosters Kloster Kamp a. Rhein (Bornhofen): Dit buechelin gehoiret zo Kampe in die cluse gegen Boparden uber gelegen.
    UB Marburg: Handschrift Universitätsbibliothek Marburg Ms. 657

    Weitere Schilderungen ihres Lebens:
    Justi, Karl Wilhelm: Die Heilige, Landgräfin von Thüringen: Nach ihren Schicksalen und ihrem Charakter dargestellt. Zürich: Ziegler, 1797.
    UB Marburg: VIII C 246 i

    Digitalisat München BSB: https://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10787995-0

    Bücking, Wilhelm: Die heilige Elisabeth : Landgräfin von Hessen. Mit 7 Scherenschnitten von Ruthild Busch. 4. Aufl., Marburg : Elwert, 1924.
    UB Marburg: VIII C 247 gc