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Chancengleichheit & Corona
Die gegenwärtige Corona-Pandemie ist eine anhaltende gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die wie unter einem Brennglas nicht zuletzt gleichstellungspolitische Fragestellungen offenbar werden lässt.
Schon bereits etablierte Errungenschaften der Gleichstellung sind unter Druck geraten, da Frauen vielfach diejenigen sind, die neben Homeoffice zusätzlich das Homeschooling, Kleinkindbetreuung oder die Pflege Angehöriger zu stemmen hatten und teilweise immer noch haben, weil Schulen und Kitas zunächst geschlossen waren oder Pflegekräfte nicht mehr tätig und auch nach wie vor vielerorts zumindest partiell kein regulärer Betrieb gewährleistet ist.
Auch vor Hochschulen macht diese Problematik nicht halt. In Marburg sind durch die (digitalen) Semester mit der schwerpunktmäßig asynchroner Lehre auf Distanz zwar möglichst flexible zeitliche Gestaltungsmöglichkeiten gegeben. Insbesondere für studierende Eltern ist das jedoch nur die halbe Miete, da sie durch eingeschränkte Kinderbetreuungs- und Freizeiteinrichtungen oftmals früh morgens oder am Abend studieren müssen und Energie-Reserven bereits seit letztem Frühling aufgebraucht sind. Selbiges gilt für Lehrende, für die das Gestalten der digitalen Lehr-Lern-Formate ein besonderer Balance-Akt ist, wenn zeitgleich Kinder oder Pflegebedürftige im Haushalt leben, während Kolleg_innen ohne Familienverantwortung ihren Publikations-Output in Lockdown-Zeiten sogar steigern konnten. Forschende mit Familienverantwortung, so zeigt sich immer deutlicher, publizieren während der Pandemie und v.a. während der Lockdowns weniger als ihre Kolleg_innen. Und nicht zuletzt rotieren auch die Beschäftigten in Technik und Verwaltung schon monatelang zusätzlich, wenn Klausuren nachgeholt und Corona-Webseiten aufgesetzt und gepflegt werden und zeitgleich die Fahrgemeinschaft zur Schule aufgrund der Beschränkungen ausfällt.
Auf dieser Seite haben wir hilfreiche Informationen zu gleichstellungsrelevanten Fragestellungen zum Thema Corona-Virus zusammengestellt.
Diese Webseite wird laufend aktualisiert. Stand: 25. August 2021
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Informationen zu Pflege und Familie für Studierende der Philipps-Universität
Um Studierende mit Kind(ern) zu entlasten, hat die Philipps-Universität die Vergabekriterien des "Fonds für zusätzliche Kinderbetreuungskosten" zunächst für das Sommersemester und das Wintersemester 2020/21 angepasst.
Eine Sammlung aktueller Informationen zu den Themen Pflege und Kinderbetreuung hat der Familienservice zusammengestellt.Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Informationen zu Pflege und Familie (nicht nur) für Beschäftigte der Philipps-Universität
Aktuelle Informationen zum Zugang Beschäftigter zur Kinder(not)betreuung, Home-Office, Zeiterfassung oder die Regularien für eine Freistellung aufgrund familiärer Verantwortung finden sich auf der Corona-Infoseite der Philipps-Universität.
Eine Sammlung weiterer aktueller Informationen zu den Themen Pflege und Kinderbetreuung hat der Familienservice zusammengestellt.
Elternsein ist nicht immer leicht. Besonders in dieser stressigen und herausfordernden Corona-Zeit. Hier finden Sie einfache Hilfestellungen für den Umgang mit Stress und Ärger, um den Alltag in Ihrer Familie besser zu meistern. Diese wurden von Wissenschaftler*innen und Expert*innen für psychische Gesundheit zusammengestellt: http://www.familienunterdruck.de
Unter mehrbelastung.de haben Wissenschaftler*innen eine Petition lanciert, die eine Nachbesserung bezüglich der Änderung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes fordert, die Forschende mit Familienverantwortung bisher ausklammert.
Auch die Gewerkschaft "Erziehung und Wissenschaft" schließt sich diesen Forderungen an.
Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung (IAB) mit dem vielsagenden Titel "Nine-to-five war gestern!" legt dar, dass die Covid-19-Pandemie die Organisation des Arbeitsalltags und die Lage der Arbeitszeit für viele Beschäftigte stark verändert hat. Beschäftigte haben ihre Arbeitszeit besonders häufig pandemiebedingt angepasst, wenn sie Homeoffice nutzen und/oder betreuungspflichtige Kinder haben. Letzteres trifft auf Mütter jedoch stärker zu als auf Väter.
Der Arbeitskreis Chancengleichheit der Deutschen Physikalischen Gesellschaft arbeitet ebenfalls an einer Studie zu "COVID-19-Krise und die Work-Life Balance".
Corona & Care: Wie pflegende Angehörige die Folgen von Corona abpuffern, untersucht Regina Frey in einem Artikel, der auf dem Blog "Corona&Care" der Friedrich Ebert Stiftung abgerufen werden kann.
In ihrem Nature-Artikel "The Pandemic and the female Academic" macht Allessandra Minello auf die langfristigen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die wissenschaftliche Leistungsmessung aufmerksam.
50% mehr Publikationen von Männern im April 2020 zählten die Herausgebenden des Journals "Comparative Political Studies" während Forscherinnen Lockdown-bedingt deutliche Produktivitätseinbußen hinnehmen müssen. Ähnliche Ergebnisse hatte eine von der Times Higher Education in Auftrag gegebene Studie und Sandra Brunsbach und Ines Weber kommen in ihrer auf dem Gender Blog veröffentlichten Analyse ebenfalls zu dem Schluss, dass in der Pandemie eine Karriere von Wissenschaftlerinnen Nur ohne Kind(er)! möglich ist. Noch mehr Infos zu diesem Thema finden sich auch weiter unten in unserer Rubrik "Weitere gleichstellungsrelevante Informationen zum Corona-Virus".
Auch das DIW Berlin hat erste Ergebnisse dazu publiziert: "Corona-Krise erschwert Vereinbarkeit von Beruf und Familie vor allem für Mütter – Entlastung dringend erforderlich". Dass Frauen angesichts der Corona-Krise mit weniger Erwerbseinkommen und mehr Sorgearbeit belastet sind, schlussfolgert ebenfalls der Policy Brief "DIE CORONA-KRISE TRIFFT FRAUEN DOPPELT" des WSI auf Basis einer empirischen Untersuchung.
Ebenfalls die Studie von Kasymova et al. untersucht die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Erziehende. Im Artikel "Impacts of the COVID-19 pandemic on the productivity of academics who mother" sind sie Ergebnisse publiziert.
Ein Forschungsteam der Technischen Universität Chemnitz kommtzu dem Schluss, dass Berufstätige Frauen psychisch stärker vom Lockdown betroffen sind –vor allem im Homeoffice. Die Studie legt die psychologischen Auswirkungen des ersten Corona-Lockdowns 2020 dar und zeigt, dass besonders Frauen stärker von psychischen Folgen des Lockdowns betroffen waren.Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Tipps für eine diversitätssensible Lehre (auf Distanz)
Die Stabsstelle Chancengleichheit und Diversität der Universität Göttingen hat einige Hinweise und Tipps zur Umsetzung diversitätssensibler Lehre in Zeiten von Corona veröffentlicht.
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Tipps für digitale Führung
Auf der Homepage des Gleichstellungsbüros der Goethe-Universität findet sich ein hilfreicher Leitfaden zum Umgang mit "Führen auf Distanz".
Für das Fraunhofer IAO in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung haben Josephine Hofmann, Alexander Piele und Christian Piele die Studie "ARBEITEN IN DER CORONA-PANDEMIE – AUF DEM WEG ZUM NEW NORMAL" durchgeführt, die neben dem "Ausnahmezustand Corona" mögliche Chancen für einen nachhaltigen Wandel in der Arbeitswelt beleuchtet und viele Informationen und Hinweise für Führungskräfte und Beschäftigte enthält.Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Häusliche und sexualisierte Gewalt
Gewalt gegen Frauen und Kinder ist ein grundsätzliches Problem. Doch seit Bestehen der Kontaktbeschränkungen verzeichnen Hilfetelefone eine Steigerung von Anrufen. Räumliche Enge, finanzielle Sorgen oder Homeschooling können ohnehin belastende Situationen noch verstärken.
Auch, wenn Sie nicht selbst betroffen sind, sondern den Verdacht haben, dass eine Ihnen bekannte Person Gewalt erfährt, helfen Ihnen entsprechende Beratungsinstitutionen gerne weiter und bieten Unterstützung an!
Auf der Corona-Homepage der Philipps-Universität findet sich eine Sammlung verschiedener Hilfsangebote und Hotlines unter dem Reiter "Wie gehe ich mit häuslicher Isolation, Quarantäne und Ängsten um?"
Zudem bieten folgende Kontaktadressen Hilfe und Beratung:
https://www.frauennotruf-marburg.de/
Tel.: 06421 21438 (bei einer Nachricht auf dem AB, rufen die Beraterinnen zurück)
https://offeneohren-hessen.de/
Diese Seite listet speziell für Hessen Anlaufstellen, Adressen und Telefonnummern für alle auf, die Hilfe, Rat oder ein offenes Ohr suchen.
www.hilfetelefon.de
Tel.: 0800 11 60 16 (Beratung in verschiedenen Sprachen per Chat und Telefon; anonym und kostenfrei)
www.hilfeportal-missbrauch.de
Tel.: 0800 22 55 530 (anonym und kostenfrei)
Wissenschaftlich untersucht wurde der vermutete Anstieg häuslicher Gewalt durch die Infektionsschutzmaßnahmen vergleichend durch den Psychologen Christoph Kröner und sein Forschungsteam.Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Weitere gleichstellungsrelevante Informationen zum Corona-Virus
FORSCHUNGSERGEBNISSE UND INFORMATIONSSEITEN:
Find out more about COVID-19 and gender equality: The European Institute for Gender Equality (EIGE) collected information on gendered impacts that Covid-19 is having on our society in English.
Durch das Europäische Parlament wurde die Studie “The gendered impact of the Covid-19 crisis and post-crisis period” herausgegeben.
Die Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen hat eine Best-Practice Sammlung zur Organisation der gegenwärtigen Arbeitsbedingungen an Hochschulen herausgegeben und sammelt auf ihrer Homepage verschiedene Stellungnahmen und Positionen. Auch das Cornelia Goethe Centrum der Universität Frankfurt bezieht Positionen auf dem Covid-19 Center Blog.
Die Gewerkschaft "Erziehung & Wissenschaft" (GEW) hat eine eigene Infoseite zur Auswirkung des Corona-Virus auf Bildungseinrichtungen, Eltern und Kinder erstellt.
Verschiedene Beiträge dazu, wie die Effekte der Ausbreitung des Coronavirus "Sars-CoV-2" den Wissenschaft und den internationalen Austausch beeinflussen stellt die Zeitschrift Forschung und Lehre auf einer eigens dafür eingerichteten Seite zusammen.
Das Institut für Diversitätsforschung der Universität Göttingen sammelt Reflexionen und Perspektiven auf die Corona-Krise, die zu einer differenzierten Sicht mit Diversitätsperspektive beitragen können. Das Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung der Philipps-Universität trägt auf einer eigenen Seite ebenfalls Informationen, Forschungsergebnisse und Studien im Kontext der Corona-Krise zusammen. Außerdem forschen Dorothee Beck (Philipps-Universität) und Miao-ling Lin Hasenkamp zu Corona und intersektionaler Ungleichheit in Gesellschaft und Wissenschaft. Bis zu 6. September können hierzu noch Debattenbeiträge eingereicht werden.
Feministische Analysen und geschlechterpolitische Perspektiven auf die Corona-Pandemie bietet außerdem die Seite "Corona & Gender" des Projekts FEM Power.
Mansplaining und Corona: Elisabeth Prommer vom Institut für Medienforschung der Universität Rostock fand heraus, dass auch die Pandemie uns v.a. von Männern erklärt wird. Auch Erdmute Alber von der Universität Bayreuth fordert daher mehr weibliche Stimmen in der Politikberatung.
Pandemie und Gleichstellung in der Wissenschaft - Output von Wissenschaftlerinnen sinkt:
Auch für die Gleichstellung der Geschlechter in der Wissenschaft wird sich die Pandemie voraussichtlich noch lange negativ auswirken: Daten einer von Times Higher Education in Auftrag gegebenen Untersuchung belegen, dass im April nur noch 31,2 Prozent der wissenschaftlichen Artikel bei Erstautorschaften von Forscherinnen stammten. Das waren mehr als zwei Prozent weniger als im März. Im Mai sank der Anteil der Erstautorinnen noch einmal um 4,4 Prozentpunkte auf 26,8%. Für die Studie wurden ca. 60.000 Fachartikel aller Disziplinen ausgewertet.
Zum "Publizieren im Lockdown" haben außerdem Alessandra Rusconi, Nicolai Netz und Heike Solga geforscht und die Erfahrungen von Professorinnen und Professoren erhoben. Auch hier zeigt sich ein deutlicher Care Gap: diejenigen mit Kindern (und hier noch einmal im besonderen Maße Professorinnen) konnten aufgrund der Betreuungsverpflichtungen weniger Papers bzw. anderweitige Veröffentlichungen einreichen.
Überzeugende Perspektiven für mehr Geschlechtergerechtigkeit fordert deshalb Jutta Allmendinger, die ebenso einen Rückschritt der Gleichstellung um 30 Jahre aufgrund der Pandemie befürchtet wie Jan-Martin Wiarda.
Geschlechterbeziehungen unter der Corona-Pandemie:
Yvonnne Lott und Aline Zucco untersuchen im WSI-Report Nr. 64 untersucht den "Stand der Gleichstellung" nach einem Jahr mit Corona. Auch sie zeigen erneut, dass die Auswirkungen der Pandemie auf die Geschlechtergleichheit negativ sind.
Das Joint Research Center (JRC), der wissenschaftliche Dienst der EU-Kommission, untersucht mit verschiedenen Ansätzen die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Frauen und das Verhältnis der Geschlechter in Europa. Mehr Infos unter: https://ec.europa.eu/jrc/en/news/sociologist-and-statistician-investigating-gender-relations-during-pandemic.
Ein Arbeitspapier dazu, wie eine geschlechtergerechte Bewältigung der Corona- und der Klima-Krise gelingen kann, haben "genanet – Leitstelle Gender | Umwelt | Nachhaltigkeit", "GenderCC – Women for Climate Justice" und "LIFE – Bildung | Umwelt | Chancengleichheit" zusammen herausgebracht.
Auch die medizinische Forschung setzt sich mit den Auswirkungen von COVID-19 und Gender auseinander: Eine Fallstudie von Sabine Oertelt-Prigione untersucht u.a. geschlechtsspezifische Immunantworten und Nebenwirkungen von Impfungen.
Janina Steinert (TUM) und Cara Ebert (RWI) haben erste Studienergebnisse zum Anstieg von Gewalt an Frauen und Kindern in Deutschland während COVID-19-bedingten Ausgangsbeschränkungen veröffentlicht.
Eine umfangreiche Materialsammlung zum Thema "COVID-19-Pandemie und Geschlecht" hat außerdem das Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS) herausgegeben.
NOCH MEHR STELLUNGNAHMEN UND STATEMENTS:
- Statement des Netzwerk Familie in der Hochschule e.V. zu Familien an Hochschulen in der Corona-Krise.
- Stellungnahme zu Chancengleichheit unter Corona der Sektion Frauen- und Geschlechterforschung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft.
- Gemeinsam mit anderen Frauenverbünden hat der Deutsche Frauenrat (DF) die Berliner Erklärung herausgegeben, um Gleichstellungsanliegen politisch auch in der Corona-Krise weiter voranzubringen. Außerdem hat der Rat sich ebenfalls in einer Pressemitteilung für eine geschlechtergerechte Krisenpolitik ausgesprochen und ein Dossier zu COVID-19 Geschlechterperspektive veröffentlicht.
- Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Psychologie sowie der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung zur Situation der Kinder und Jugendlichen während der Coronakrise.
- Stellungnahme der Sektion 'Politik und Geschlecht' der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft zur Notwendigkeit einer feministischen Analyse der Corona-Krise.
- Das Bundesforum Männer hat am 01. Juli 2020 das Positionspapier "Unter Corona: Männer gewinnen mit und für Sorgearbeit" herausgegeben.
Das Gleichstellungsbüro und die Kolleginnen vom Familienservice beraten Sie gerne und unterstützen Sie bei Ihren Anliegen!
Zudem stehen Ihnen bei Unklarheiten und in Konfliktfällen die anderen Personalvertretungen wie der Personalrat oder ggf. die Schwerbehindertenvertretung zur Verfügung sowie Studierenden die Referate des AStA Marburg oder die Antidiskriminierungsstelle.
Das Gleichstellungsbüro freut sich außerdem über alle Anregungen und Hinweise!