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Prof. Dr. Yalız Akbaba über ihre Forschung zu Rassismus in Bildungsinstitutionen

ZfL Marburg

Viele Studierende kennen Sie aus Vorlesungen und Seminaren. Zu welchen Themen forschen und arbeiten Sie?

Christian Wagner, Akzente 3/2023, S. 4

“Ich forsche und lehre zu Rassismus in Bildungsinstitutionen. Mich interessiert, wie Schule und Lehrer:innenbildung mit diskriminierenden Strukturen zusammenhängen. Alle, die in der Schule handeln, arbeiten und lernen sind Teil dieser Strukturen. Oft hängt Rassismus mit weiteren Diskriminierungsarten zusammen, und oft sind diejenigen, die in einem gewissen Sinn positiv von Diskriminierung betroffen sind, gar nicht mit der Sicht auf diese Dinge vertraut.”

Was finden Sie daran besonders spannend?

“Mit bestimmten Perspektiven können wir erkennen, inwiefern Schule und Uni, ihre Curricula, die Ausbildung und Praktiken von Lehrenden und Forschenden kolonial geprägt sind. Ich halte es für sinnvoll, wenn wir lernen, diese kolonialen Spuren zu lesen. Daraus lassen sich Ideen entwickeln, wie pädagogische Professionalisierungen in der Migrationsgesellschaft aussehen könnten, wenn sie sich an den Ansprüchen einer Gesellschaft orientieren, die gegen Diskriminierung ist.”

Wie kam es zu Ihrem Interesse an schulpädagogischen Fragestellungen?

 “Ich erinnere mich genau wie ich als Studentin bei einer Vorlesung zu Schultheorien darüber gestaunt habe, dass das Schulsystem soziale Ungleichheit reproduziert und wie das im Raum aufgenommen wurde. Ich habe im Anschluss an die Vorlesung meine Professorin angesprochen, ob es in der Forschung auch Stimmen gebe, die diese Sachen kritisch hinterfragen. Als sie Ja sagte, war für mich klar, dass ich mir Schule und ihre Rolle in unser aller Leben genauer anschauen möchte.”

Wenn Zeit und Geld keine Rolle spielen würden: Welcher Fragestellung würden Sie irgendwann gerne mal auf den Grund gehen?

“Ich frage mich, welche Expertise, Fähigkeiten usw. in der Uni (bei Forschenden, Lehrenden, Studierenden, Verwaltung) vorhanden sind bzw. gebraucht werden, um Antisemitismus und Rassismus (und ihr Zusammenspiel miteinander und mit anderen Diskriminierungsarten) auf eine intersektionale Weise zu untersuchen und lernend zu thematisieren. Und dies vor dem Hintergrund einer drohenden und bereits wachsenden Faschisierung der Politik und bildungspolitischen Entscheidungen.”

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