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Total normal?! Psychosoziale Bedingungen von Schüler*innen – Prävention und Intervention

Zu sehen sind blaue, orangene und rosa Farbreste auf Holz.
Modell Foto: Rolf K. Wegst

Fachtag für Lehrkräfte im Schuldienst und Ausbildung, psychologisches und pädagogisches Personal

20. Februar 2020

Die Auseinandersetzung mit psychosozialen Bedingungen im Kindes- und Jugendalter stellt in Zeiten der inklusiven Beschulung für den Schulalltag eine Notwendigkeit dar. Die stetige Fortbildung von Lehrpersonal (im Vorbereitungs- und Schuldienst) sowie von pädagogischen und psychologischen Fachkräften ist demzufolge unabdingbar.

Um die Schulen entsprechend in diesem Bereich unterstützen zu können, hat das Zentrum für Lehrerbildung der Philipps-Universität Marburg gemeinsam mit dem Staatlichen Schulamt für den Landkreis Marburg-Biedenkopf und der Schulpsychologie einen Fachtag mit dem Titel „Total normal?! Psychosoziale Bedingungen bei Schüler*innen – Prävention und Intervention“ geplant. Mit dieser Veranstaltung möchten wir Ihnen Impulse zu dieser Thematik geben und Möglichkeiten des Umgangs mit psychosozialen Herausforderungen im Unterricht aufzeigen.

Inhaltlich startet der Fachtag mit dem Eröffnungsvortrag „Psychische Erkrankungen bei Schülerinnen und Schülern“ von Frau Prof. Dr. Katja Becker, Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Universitätsklinikum Gießen und Marburg. Anschließend wird es zwei Workshopphasen zu unterschiedlichen Schwerpunkten geben, in denen Sie sich nach Interesse fortbilden können. Den Abschluss bildet ein Impuls zum Nachteilsausgleich bei psychischen Beeinträchtigungen.

Wir laden Sie herzlich zu der Teilnahme am Fachtag ein und freuen uns auf einen anregenden Austausch mit Ihnen.

Anmeldung

Es sind bereits alle Plätze vergeben. Hier können Sie sich für die Warteliste anmelden. Sie bekommen ca. 2 Wochen vor der Veranstaltung Bescheid, falls wir Ihnen einen Platz anbieten können.

Programm

8:30 Uhr Ankommen
09:00 Uhr Begrüßung und Eröffnungsvortrag
10:30 Uhr Pause
10:45 Uhr Workshopphase I
12:45 Uhr Pause
14:00 Uhr Workshopphase II
16:00 Uhr Pause
16:15 Uhr Abschlussvortrag
17:00 Uhr Veranstaltungsende

Eröffnungsvortrag

Prof. Dr. Katja Becker

Psychische Erkrankungen bei Schülerinnen und Schülern 

Workshopphase I: 10:45 - 12:45 Uhr

Klicken Sie auf einen Titel, um Informationen zu Workshopinhalten und Referenten zu erhalten

  • Kein Bock auf Leistung?! - Woran liegt's und was kann man tun? (Leistungsmotivation)

    Als Lehrer/in steht man des Öfteren vor der Herausforderung, dass Schülerinnen und Schüler nicht so lernen oder im Unterricht mitarbeiten, wie es erwartet wird bzw. wie sie könnten. Die Gründe hierfür sind vielfältig und somit auch die Ansatzpunkte zur Unterstützung des Lern- und Leistungsverhaltens sehr unterschiedlich. Ziel dieses Workshops ist es, einen Überblick über die verschiedenen motivationalen und affektiven Determinanten schulischer Leistung zu vermitteln und daraus passende Methoden zur Förderung der Lern- und Leistungsmotivation abzuleiten. Wenn Sie konkrete Fragen oder Wünsche (z.B. zu konkreten Situationen oder Methoden) haben, können Sie diese gerne bei der Anmeldung im Feld Bemerkung angeben. 

    Laura Lübke (Dipl.-Psych., Philipps-Universität Marburg, Fachbereich 04, Pädagogische Psychologie sowie Zentrum für Lehrerbildung)
  • Angststörungen - Wie Kinder Angst bewältigen und wie wir sie dabei unterstützen können (Angststörung)

    Angst ist ein wichtiger und normaler Teil unseres Lebens. Viele Kinder durchleben Phasen, in denen sie besondere Ängste haben, die dann aber auch wieder vorübergehen. Im Unterschied zu vorübergehenden Ängsten, deren Inhalte altersgemäß sind, sind Angststörungen von einer übersteigerten und länger anhaltenden Angst geprägt, die Kinder in ihrer Entwicklung beeinträchtigen können – auch in der Schule!  

    Im Workshop werden zunächst inhaltliche und praxisbezogene Inputs zum Thema Angststörungen gegeben. Ziel des Workshops ist zum einen der Erwerb von Wissen zu Angst und Angststörungen, zum anderen die Vermittlung von Gesprächsführungs- und Problemlösestrategien im Umgang mit betroffenen Schülerinnen und Schülern. Gerne können Sie eigene „Fälle“ bei Ihrer Anmeldung im Feld Bemerkung einbringen. Somit können im Workshop Lösungsmöglichkeiten praxisnah erarbeitet und Strategien in Rollenspielübungen vertieft werden.

    Dr. Mira Lynn Chavanon und Katharina Piegenschke (Dipl.-Psych., Philipps-Universität Marburg, Fachbereich 04, Klinische Kinder- und Jugendpsychologie)
  • Mediensucht - Wie äußert sie sich und wie kann man damit umgehen? (Mediensucht)

    Die Nutzung moderner Medien ist heutzutage nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken – Smartphones, Tablets, Spielekonsolen und Computer sind für fast jeden Einzelnen fest in den Tagesablauf integriert. Gerade deshalb ist es nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für die Angehörigen (Eltern, Großeltern, Freunde) sowie auch die zuständigen Lehrkräfte oft sehr schwer einzuschätzen, inwieweit die vorliegende Mediennutzung noch im „Normbereich“ liegt oder ob möglicherweise bereits eine diesbezügliche Abhängigkeit besteht. Dementsprechend ist es von enormer Wichtigkeit, Fachkräften eine Orientierungslinie zu geben, anhand derer sie die Mediennutzung ihrer Schülerinnen und Schüler einzuschätzen lernen und außerdem gemeinsam mit ihnen Handlungsideen zu entwickeln, mit welchen sie problematischer Mediennutzung entgegenwirken können.

     Im Workshop geht es zuerst um die Anziehungskraft der modernen Medien und insbesondere von Online-Games für Jugendliche, aber auch, welche im Spiel verborgenen Mechanismen dazu beitragen, dass gerade Jugendliche häufig keine zeitlichen Grenzen kennen, wenn sie einmal im Spiel versunken sind. Außerdem werden mögliche Anzeichen auf problematischen Medienkonsum vermittelt und Strategien erarbeitet, wie Lehrkräfte mit diesen umgehen können. 

    Jana Becker (M. A., Sozialarbeiterin, Sucht- und Drogenberatung des Diakonischen Werks Marburg-Biedenkopf)
  • Depression im Kindes- und Jugendalter (Depression)

    „Wozu soll ich mich anstrengen – das kriege ich nie hin!“ – „Alle sind eh gegen mich“ – „Ich fühle mich leer, mein Leben hat keinen Sinn mehr!“ Derartige Gedanken sind typisch für Kinder und Jugendliche mit Depression. Die Symptome dieses Störungsbilds zeigen sich im emotionalen Erleben wie bspw. in anhaltender Traurigkeit oder Reizbarkeit, in typischen Gedankengängen sowie im Verhalten bspw. in sozialem Rückzug oder Desinteresse an vorher ausgeübten Freizeitaktivitäten. Gerade in diesem jungen Alter wirken sich solche affektiven Probleme langfristig besonders negativ auf die Entwicklung aus. Das Spektrum reicht hierbei von zwischenmenschlichen Problemen über eine reduzierte Leistungsfähigkeit zu Substanzkonsum und Suizidalität. Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen fallen allgemein zu 75% als Erstes im Schulsystem auf, z.B. durch eine Verschlechterung ihrer Leistungen, durch verweigerndes Verhalten oder Probleme mit Mitschüler*innen. Der Workshop soll daher für erste Anzeichen depressiver Probleme sensibilisieren, Ideen zur Prävention und zum Umgang mit Betroffenen im schulischen Alltag vermitteln sowie über mögliche professionelle Hilfsangebote und Vorgehensweisen informieren. 

    Dr. Sigrid Kühl (Dipl.-Psych., Psychologische Psychotherapeutin, Ambulanzleitung der Aus- und Weiterbildungseinrichtung für klinische Verhaltenstherapie Marburg)
  • Kinder stark machen: Ressourcen und Bewältigungsstrategien aktivieren (Resilienz)

    Besonders in schwierigen Lebenssituationen können Menschen davon profitieren, wenn sie angesichts ihrer unsicheren Lebensumstände Sicherheit und Stärken auch in sich selbst finden. Im Workshop werden verschiedene Methoden vorgestellt, die im Unterricht der Grund- und Förderstufe sowie der Förderschule durchgeführt werden können und die Kindern helfen, schwierige Lebenssituationen besser zu bestehen. 

    Peter Kühne und Christiane Weppler (Dipl.-Psych., Staatliches Schulamt Marburg-Biedenkopf)

Workshopphase II: 14:00-16:00 Uhr

  • Was ist ETEP? - Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten gezielt fördern (ETEP)

    Die Entwicklungspädagogik versteht Verhaltensauffälligkeit als Entwicklungsverzögerung, welche die positive Entfaltung insbesondere sozialer Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigen können. Auch für eine erfolgreiche Schullaufbahn stellt dies häufig eine Herausforderung dar, weil die Institution und dort involviertes Personal oftmals an eigene Grenzen geraten, was die gezielte Förderung von entsprechenden Schülerinnen und Schülern betrifft. Teilnehmende des Workshops werden in das ETEP-Programm eingeführt, welches konkrete Hilfen und Werkzeuge bereitstellt, um den Entwicklungsstand der Kinder und Jugendlichen zu diagnostizieren, daraus individuelle Förderziele und Maßnahmen (in der Unterrichtsgestaltung und Verhaltenssteuerung) abzuleiten sowie den Fortschritt zu evaluieren. 

    Anja Klotzsche (Förderschullehrerin, Burgbergschule Friedensdorf, ETEP-Regionaltrainerin)
  • Strategien im Umgang mit ADHS-Symptomen im Unterricht (ADHS)

    Schülerinnen und Schüler, die Probleme haben, sich auf Einzelheiten zu konzentrieren, bei der Sache oder im Unterricht ruhig sitzen zu bleiben, können eine Herausforderung darstellen. Es gibt wissenschaftlich evaluierte Strategien, die Lehrkräften helfen können, diesen Schwierigkeiten zu begegnen und so den Unterricht für betroffene Schülerinnen und Schüler, den restlichen Klassenverband und natürlich auch sich selbst zu entlasten. Diese Strategien sind leicht und zeitökonomisch in den täglichen Schulablauf zu integrieren und sollen in diesem Workshop vermittelt werden. 

    Martina Dort und Anna Enrica Strelow (M. Sc. Psych., Philipps-Universität Marburg, Fachbereich 04, Klinische Kinder- und Jugendpsychologie)
  • Empowerment von LSBTGIA* Schüler*innen im schulischen Kontext (LSBTGIA*)

    Lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, queere, intersexuelle und asexuelle (LSBTQIA*) Schüler*innen stehen in ihrer psychosozialen Entwicklung spezifischen Herausforderungen gegenüber. Sie bringen aber auch besondere Ressourcen in den schulischen Kontext ein. Lehrkräfte tragen im Schaffen eines sicheren Klassenraumes für alle Schüler*innen, in der Beratung sowie in der Vermittlung von vielfältigen Rollenvorbildern und Lebensentwürfen eine verantwortungsvolle Rolle in der Begleitung dieser Entwicklung. Im Workshop sollen Informationen zur Lebenssituation von LSBTQIA* Kindern und Jugendlichen, spezifischen Belastungsfaktoren und Ressourcen vermittelt werden. Auch sollen Handlungskompetenzen im Umgang mit herausfordernden Schulsituationen aufgebaut und Interventionsmöglichkeiten zur Herstellung eines vorurteilsbewussten und achtsamen Schulklimas erarbeitet werden. 

    Hanna Zeyen (M. Sc. Psych., Vitos kinder- und jugendpsychiatrische Ambulanz Alsfeld)
  • Hochbegabte Underachiever: Diagnostik und Förderung bei erwartungswidrigen Leistungen (Underachievement)

    In einem einführenden Vortrag soll der Frage nachgegangen werden, was Hochbegabung eigentlich ist, wie sie erkannt werden kann und in welchen Fällen wir von „Underachievern“ sprechen. Anschließend wird die Arbeit der Begabungsdiagnostischen Beratungsstelle BRAIN vorgestellt und erarbeitet, in welchen Fällen eine psychologische Diagnostik die Arbeit der Lehrkräfte und Eltern unterstützen kann. Anhand von Fallbeispielen erarbeiten wir in Kleingruppen Förderansätze. 

    Julia Breuker (Dipl.-Psych., Philipps-Universität Marburg, Fachbereich 04, Begabungsdiagnostische Beratungsstelle BRAIN)
  • Die Beschulung kranker Schülerinnen und Schüler

    Jedes Kind in Deutschland hat das Recht, aber auch die Pflicht, die Schule zu besuchen. Eine psychische Erkrankung kann sowohl für Eltern, die Betroffenen selbst, aber auch für die Institution Schule eine Belastung darstellen, mit der auch aufgrund der bestehenden Schulpflicht umgegangen werden muss. Lehrerinnen und Lehrer sehen sich hier in besonderem Maße gefordert, denn häufig ist nicht klar, wie man mit erkrankten Schülerinnen und Schülern angemessen umgeht – sowohl als Einzelperson, als auch bezogen auf den Klassen- und Schulkontext insgesamt. Der Workshop setzt sich deshalb zum Ziel, für Anzeichen einer psychischen Erkrankung zu sensibilisieren und die eigene Haltung zu psychisch kranken Schülerinnen und Schülern zu hinterfragen. Darüber hinaus sollen Fragen zum Umgang mit Betroffenen im Unterricht geklärt werden und darüber informiert werden, welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt. 

    Peter Benthin (Stellvertretender Schulleiter, Schule am Ortenberg Marburg)

Veranstaltungsort

Hörsaalgebäude der Philipps-Universität Marburg
Biegenstraße 14
35032 Marburg

Lageplan und Wegbeschreibungen zum Hörsaalgebäude finden Sie hier.

Fragen oder Anmerkungen?

Für organisatorische Rückfragen wenden Sie sich bitte an Asja Lengler und Claudia Silberberg (Tel.: 06421 28-26651/ Mail: ) im Zentrum für Lehrerbildung, Referat für Fort- und Weiterbildung.

Logos des Projekts ProPraxis und dem  Bundesministerium für Bildung und Forschung. Darunter der Schriftzug: Das Projekt ProPraxis wird im Rahmen der gemeinsamen „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.