Hauptinhalt
Struktur des Projektes
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Sektion 1: Trivium und Quadriviumim 5./4. Jhd., in der Spätantike ab ca. 200 n.Chr. und im Mittelalter
- Editionen, Übersetzungen, Kommentierungen zu Texten des Trivium und Quadrivium der Antike und des Mittelalters
- Rekonstruktion des systematischen Aufbaus der Inhalte der verschiedenen Artes und ihres Zusammenhangs
- Erarbeitung der Gemeinsamkeiten (z. B. durch das Erstellen von Glossarien usw.) und der Differenzen
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Sektion 2: Artes liberales in der hellenistischen Antike
- Rekonstruktion der Entwicklung der Artes-Konzeptionen in der hellenistisch-römischen Antike zwischen 300 vor und 200 nach Christus
- Rekonstruktion der kulturellen Verbreitung der hellenistischen Bildungskonzepte in Griechenland und Rom
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Sektion 3: Artes liberales im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit
- Historische und sachliche Analyse der Transformationen des Systems der Artes im Aristotelismus des späten Mittelalters
- Edition, Übersetzung, Kommentierung einschlägiger, noch nicht bearbeiteter Texte v. a. des 14. Jahrhunderts ("spekulative" Geometrien usw.)
- Historische und sachliche Analyse der Neurezeption der hellenistischen Artes-Konzepte in der Renaissance
- Edition, Übersetzung, Kommentierung wichtiger Renaissance-Traktate zu den verschiedenen Artes
- Analyse der historischen Prozesse, die in und seit der Renaissance zu einer neuen Gewichtung des Trivium und zur Zurückdrängung des Quadrivium im Rahmen der Freien Künste geführt haben.
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Sektion 4: Geistes- und Naturwissenschaften seit dem 17. Jhd.
- Ermittlung und Neubewertung der Bedeutung der "querelles des anciens et des modernes" in den verschiedenen europäischen Ländern während des 17. Jahrhunderts für die kategoriale Scheidung der "schönen Künste und Wissenschaften" (des Trivium) von den Wissenschaften von der Natur
- Rekonstruktion und Analyse der Prozesse, in denen sich aus der Scheidung der schönen ("antiken") Künste von den strengen ("modernen") Wissenschaften die Scheidung in Geistes- und Naturwissenschaften entwickelt hat
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Sektion 5: Geisteswissenschaften heute und Bildungskonzepte der Gegenwart
Reflexiv kritische Analyse und Bewertung der wirkungsgeschichtlichen Bedeutung der Entwicklungsgeschichte des Bildungsprogramms der Artes liberales für die Situation der heutigen Geisteswissenschaften und der Bildungskonzepte der Gegenwart.
Das Projekt betrachtet nicht die gesamte Geschichte der Geisteswissenschaft und des Konzepts der Artes liberales, aus denen das moderne Konzept der Geisteswissenschaften hervorgegangen ist, will also keine Bildungsgeschichte Europas schreiben. Das Thema sind vielmehr die spezische, direkt aus der Erkenntnistheorie abgeleitete Konzeption, die Phasen ihrer Verwirklichung und ihrer konzeptionellen Umdeutung, die das platonische Bildungskonzept der Artes liberales im Hellenismus und an bestimmten Stationen der neuzeitlichen Geschichte erfahren hat. Damit treten zwei Gesichtspunkte in den Blick:
- der Zusammenhang zwischen dem platonischen und aristotelischen Vernunftbegriff und dem Bildungskonzept der Artes liberales sowie der Zusammenhangzwischen der hellenistischen und frühneuzeitlichen Bewegung, die den platonischen bzw. scholastisch-aristotelischen Vernunftbegriff überwinden möchte, und daraus ein diametral entgegengesetztes Bildungskonzept entwirft
- Stationen in der europäischen Geistesgeschichte, in denen ein Umbruch der Konzeption stattfindet.
Die Forschung hat zu diesen Themenkomplexen bisher keine systematischen Studien in Angriff genommen. Die vorliegenden Studien zu den Artes liberales konzentrieren sich zumeist auf die institutionelle Umsetzung und historische und gesellschaftliche Verortung des Konzeptes und seine lebenswirklichen Konsequenzen. Eine genuin philosophische und ideengeschichtliche Analyse der Implikationen der verschiedenen Umbruchsphasen, die systematische Konsequenzen aus der zentralen Rolle des Vernunftbegriffs für die Entwicklung und erfolgreiche Umsetzung zieht, liegt bislang nicht vor.
Die Besonderheit des Klassischen Artes-Konzepts ist, dass es aus einer Reflexion auf die Grundakte des Denkens abgleitet ist. Die Herleitung dieser Unterscheidungskriterien, mit denen das Denken seine Inhalte konstituiert, ist Gegenstand eines langjährigen Forschungsprojekts, das von Arbogast Schmitt begründet worden ist und seit dem Jahr 2000 zusammen mit Gyburg Radke-Uhlmann betrieben wird. Im Rahmen dieses Projekts ist eine große Zahl von Monographien und Aufsätzen erschienen. Eine zusammenfassende Darstellung dieser Forschungen geben:
- Arbogast Schmitt, Die Moderne und Platon Zwei Grundformen europäischer Rationalität, 2., überarbeitete Auflage Stuttgart/Weimar 2008,
- Gyburg Radke, Die Theorie der Zahl im Platonismus. Ein systematisches Lehrbuch,Tübingen/Basel 2003.