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Moritz Eduard Lotze: Verona, Chiesa San Zeno

Mortiz Eduard Lotze
Verona, Chiesa San Zeno
1856/1859
Salzpapier ►
Abzug: 20,9 x 27,1 cm
Bildträger: 31,9 x 49 cm
im Neg.: M.LOTZE
hs. auf Bildträger: Verona. Chiesa San Zeno.
Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg


Die in der Bildunterschrift genannte Kirche San Zeno in Verona wurde zu Beginn des 12. Jahrhundert erbaut unf gehört zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die Fotografie Moritz Lotzes zeigt eines der beiden das Westportal flankierenden Reliefzonen, die neben den bronzenen Türen zu den Hauptattraktionen des Gebäudes gehören. Die Steinreliefs stellen in zwei vertikalen Reihen mit je vier Szenen die Schöpfungsgeschichte dar. Zwischen den Szenen verweisen lateinische Inschriften auf die dargestellten Ereignisse. Hier, sinnigerweise beim Feld mit der Erschaffung Adams, wird namentlich auf den Urheber, einen gewissen, hier um 1135 bis 1138 tätigen Meister Nicolao verwiesen: UT SIT REX RERUM DEDIT ADE SEXTA DIERUM“ darunter „HIC EXE(M)PLA TRA(H)I POSSU(N)T LA(U)D(I)S NICO/LAI.“ Auf der Gegenseite des Portals findet sich ein entsprechendes Relief mit Darstellungen aus dem Leben Jesu.

Die Aufnahme ist bei starkem von Südwesten einfallenden Sonnenlicht am frühen Nachmittag vorgenommen, sodass die Reliefs durch den Schattenwurf gut sichtbar werden. Der Zeitpunkt ist sehr präzise gewählt, sodass die figürlichen Relieffelder gerade nicht mehr durch den seitlichen Pfeiler verschattet werden, die Sonne jedoch seitlich möglichst flach einfällt.

Auffallend sind zwei Jungen, die sich auf den Stufen vor den Reliefs niedergelassen haben. Während einer nach links aus dem Bild zu blicken scheint, schaut der rechts sitzende Junge direkt in die Kamera. Etwas schäbig gekleidet, aber äußert gefällig in Szene gesetzt, erinnern sie an das folkloristische Staffagepersonal, mit dem Künstler seit dem 18. Jahrhundert die Ruinenveduten Italiens belebten und sind hier vom Fotografen offensichtlich absichtsvoll als pittoreskes Genremotiv integriert.

Am rechten unteren Bildrand erkennt man den Rücken einer weiteren Person die zum Zeitpunkt der Aufnahme offenbar auf den Stufen saß. Sie verstärkt den ausschnitthaften Charakter der Aufnahme, die sich auf die Bauskulptur konzentriert, die durch das wohlüberlegt eingesetzte, seitlich einfallende Sonnenlicht plastisch hervortritt.

Ein interessantes Detail ist der Schriftzug M.LOTZE, der rechts von den zwei Jungen an dem Pfeiler zusehen ist. Lotzes Signatur ist nicht, wie sonst üblich, am unteren Bildrand, sondern nahezu in der Bildmitte angebracht. Der Schriftzug ist nicht streng horizontal, sondern leicht nach links unten gekippt, den Fugen des abgelichteten Mauerwerks folgend. Wie manche Maler versucht der Fotograf sein Werk so zu signieren, dass sich sein Name in die von ihm abgebildete Bildwelt fügt.