Hauptinhalt

Moritz Lotze: Verona, Piazza dell' Erbe

Mortiz Eduard Lotze
Piazza dell' Erbe
1854 / 1868
Salzpapier ►
Abzug: 21,3 x 26,9 cm (beschnitten?)
Bildträger: 32,3 x 37,4cm (möglicherweise beschnitten)
Auf Bildträger: Fotografia di M. Lotze, PIAZZA dell ERBE in VERONA
Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg


Die Fotografie zeigt eine Ansicht übereck von zwei Seitenfronten der Piazza delle Erbe in Verona, die sich an der Stelle des ehemaligen Forum Romanum befindet und seit jeher das politische und wirtschaftliche Zentrum Veronas bildete. Links fällt der Blick auf die nordwestliche Seite des Platzes mit der Fassade des Palazzo Maffei, eines Barockbaus von 1668. Rechts schließen sich die sogenannten Case dei Mazzanti aus dem 14. Jahrhundert an. Auf der vor dem Palazzo aufragenden, 1523 zu Ehren der Republik Venedig aufgestellten Marmorsäule fehlt die Figur des geflügelten Markuslöwen. Sie wurde 1797 durch napoleonische Truppen zerstört und erst 1886, also nach der vorliegenden Aufnahme, ersetzt. Im Vordergrund rechts unten ist der Brunnen der Madonna di Verona erkennbar, ebenfalls ein frühes Wahrzeichen der Stadt.

Der Fotograf Moritz Lotze hat den Bildausschnitt so gewählt, dass die zwei Fassaden der Piazza eine ähnlich breite Fläche einnehmen und sich in der Bildmitte treffen, die zusätzlich durch eine Laterne im Vordergrund markiert wird. Ausgespart ist die Torre del Gardello, ein Turm aus dem 13. Jahrhundert, der direkt an den Palazzo Maffei anschließt. Inszeniert erscheinen auch die etwa zwei Dutzend Personen auf der Piazza. Körperhaltung und repräsentative Kleidung sprechen dafür, dass Lotze sie bewusst im Bild positionierte. Sei es, um die helle Fläche des Platzes zu strukturieren oder um den Eindruck lebendiger Urbanität zu geben. Diese Staffage scheint sorgsam arrangiert. Die aufgrund der langen Belichtungszeit gelegentlich leicht verwischten Konturen sind manuell nachbearbeitet worden, einzelne, die Komposition störende Figuren wurden durch Retusche entfernt.

Auffallend ist ebenso die aufwändige Aufmachung der Fotografie: Bogenförmig beschnitten, mehrfach und mit Goldrand gerahmt, sorgfältig mit goldenen Lettern beschriftet, trägt der Abzug anders als die meisten seiner bekannten Abzüge keine Signatur Lotzes im Bild, sondern ist durch den Schriftzug FOTOGRAFIA di M. LOTZE als sein Werk ausgewiesen.

Im Bestand von Foto Marburg befinden sich zwei weitere Salzpapiere Lotzes, die dieselbe Konfektionierung aufweisen und ebenfalls Bauwerke in Verona zeigen. Möglicherweise handelt es sich hierbei um einen Beitrag Lotzes zu einer Kunstausstellung, wie beispielsweise in Verona 1856/57, zu der er nachweislich neun Stadtansichten Veronas beisteuerte. Noch wahrscheinlicher ist es jedoch, dass die Salzpapiere aus einem Album bzw. Mappenwerk stammen, das in geringer Stückzahl verlegt und an Reisende verkauft wurde. Eine Publikationsart, die in der Tradition der topographischen Graphikserien des 19. Jahrhunderts steht und mit der Entwicklung des Negativ-Positiv-Verfahrens auch im Bereich der Fotografie möglich wurde.