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Frühe Salzpapiere und die Kaloptypie

Salzpapiere sind durch Silberchlorid sensibilisierte Fotopapiere, die vorrangig beim Verfahren der Kalotypie verwendet wurden und in der Regel im Zeitraum von 1840-1860 entstanden. Das von dem Engländer William Henry Fox Talbot entwickelte und 1841 patentierte Verfahren der Kalotypie ist das älteste Negativ-Positiv-Verfahren und nutzt sowohl für das Negativ als auch für den Abzug lichtempfindliches Papier.

Zur Herstellung des Negativs wird Papier nacheinander mit Kaliumjodid- und Silbernitratlösung getränkt und so mit lichtempfindlichem Silberjodid angereichert. Das auf diese Weise sensibilisierte Papier wird in der Kamera mehrere Minuten belichtet, das damit geschaffene Negativbild anschließend mit Gallosilbernitrat entwickelt, fixiert und gewässert.

Von diesem Papiernegativ, das zur Steigerung der Transparenz häufig mit Wachs getränkt wurde, können beliebig viele Kontaktabzüge gefertigt werden: Die mit Silberchlorid sensibilisierten Positive (Salzpapiere) werden mit dem Negativ bedeckt und im Kontaktverfahren durch Tageslicht belichtet und abschließend fixiert. Durch Zusätze im Fixiermittel kann der Farbton der Fotografie beeinflusst werden. Allen Salzpapieren gemeinsam ist eine matte Oberfläche. Der harte Glanz der späteren Albuminpapiere fehlt.

Im Vergleich zur nahezu zeitgleich entwickelten und anfangs weitaus erfolgreicheren brillanten Daguerreotypie liefert die Kalotypie verhältnismäßig kontrastarme und aufgrund der faserigen Struktur des Schichtträgers Papier recht grobkörnige Bilder mit weichen fast unscharfen Konturen. Merkmale, die den Aufnahmen einen eigenen - schon von den Zeitgenossen geschätzten - malerischen Reiz verleihen. Details lassen sich jedoch nicht in befriedigender Schärfe abbilden, sodass das 1851 entwickelte Nass-Kollodium Verfahren,  das Glasplatten als Schichtträger verwendet, die Kalotypie bald aus der fotografischen Praxis verdrängte. Die kostengünstigen und einfach herzustellenden Salzpapierabzüge wurden bis in die 1860er Jahre aber auch von Glasplattennegativen abgezogen.

Entscheidend ist jedoch, dass die Kalotypie als erstes Negativ-Positiv-Verfahren der Fotografie den Weg zum Massenmedium ebnete. Im Gegensatz zur unikalen Daguerreotypie bot sie die Möglichkeit, beliebig viele Papierabzüge herzustellen und erlaubte erstmals die unbegrenzte und verhältnismäßig kostengünstige Vervielfältigung einer Aufnahme.

Da Salzpapiere nur über einen kurzen Zeitraum als Fotopapiere genutzt wurden und zusätzlich äußerst anfällig für Vergilben und Verblassen sind, stellen sie in fotografischen Sammlungen eine Rarität dar.