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John Brampton Philpot: Firenze, Il Ratto delle Sabine

John Brampton Philpot
Florenz., Il Ratto delle Sabine
1850 - 1870
Salzpapier ►
Abzug: 19,2 x 27,5 cm
Bildträger: 29,5 x 41,6 cm
hs. auf Bildträger: J. B. Philpot Fot:/ Firenze. Il Ratto delle Sabine
Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg


Abgebildet ist hier eine der berühmtesten Skulpturen des ursprünglich aus Boulogne stammenden Giovanni da Bologna, auch Giambologna genannt (1529–1608). Auf einem Sockel mit frontalem Bronzerelief platziert, stellt die virtuos ausgeführte, drei Figuren kombinierende Marmorgruppe einen Frauenraub dar, der, auch mit Blick auf das Bronzerelief, als die römisch-antike Szene des Raubes der Sabinerin identifiziert wird. Die Gruppe befindet sich seit ihrer Entstehungszeit unter der rechten Arkade der Loggia dei Lanzi an der Piazza della Signoria, wo sie mit ihrem Sockel in eine die beiden Pfeiler verbindende Mauerschranke eingefügt ist.

Der Fotograf hat seinen Standpunkt frontal und mit erheblichem Abstand auf der Piazza gewählt. Stürzende Linien der über vier Meter hohen Skulptur sind ebenso vermieden wie die sphärischen Verzerrungen in der Mauerzone sehr gering erscheinen. Effektvoll bringt die Aufnahme recht kontrastreich die Licht-Schatten-Modellierungen der Skulptur zur Geltung. Der tiefschwarze, flächige Bildhintergrund ist allerdings nicht auf die Aufnahme zurückzuführen, sondern nachträglich vom Fotografen durch Abdeckung des Papiernegativs erzeugt. Ungenaue Schnittkanten an Details wie Händen oder Frisur lassen diesen Eingriff gut nachvollziehen. Dieser Kunstgriff erlaubte es, die Skulptur freizustellen, um damit den architektonischen Kontext, d. h. die Logia und weitere Skulpturen im Hintergrund, völlig auszublenden.

Diese isolierende Konzentration auf das Motiv entspricht einer Kunstauffassung, die sich auch in der Frontalität der Aufnahme zeigt. Gewählt wird einerseits eine Perspektive, die der Betrachter von der Piazza aus einnehmen kann. Dennoch wird durch die strenge Frontalität eine Ansicht gewählt, welche die besondere Qualität der Skulptur, die Vielansichtigkeit dieser exemplarischen Figura Serpentinata, weniger zur Anschauung bringt, als vielmehr eine klassizistische, Einheit und Kontur betonende Haltung.