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Kurzbeschreibungen der Drittmittelprojekte

BiLieF – Bielefelder Längsschnittstudie zum Lernen in inklusiven und exklusiven Förderarrangements

Das vorliegende Forschungsvorhaben greift die Debatte um Vor – und Nachteile inklusiver vs. exklusiver Formen sonderpädagogischer Beschulung auf und setzt an den aktuellen bildungspolitischen Bemühungen in NRW an, den Anteil der innerhalb des Regelschulsystems in integrativen Klassen unterrichteten FörderschülerInnen deutlich auszuweiten. Um zu prüfen, ob die damit verknüpften Hoffnungen und Erwartungen erfüllt werden, wird die Entwicklung des Selbstwertgefühls, des schulischen Wohlbefindens und der Lernmotivation bei Kindern mit Lernbeeinträchtigungen am Ende der Grundschulzeit längsschnittlich untersucht. Dabei werden drei Formen sonderpädagogischer Förderung verglichen: (a) die Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen, (b) der gemeinsame Unterricht / die Integrationsklasse sowie (c) die Grundschule mit Unterstützung durch ein Kompetenzzentrum für sonderpädagogische Förderung (KsF)). Dem theoretisch zugrunde gelegten Angebot-Nutzungsmodell folgend werden diese Beschulungsformen als formal unterschiedliche Bildungsangebote gefasst, deren Wirkung maßgeblich von der konkreten Umsetzung und Nutzung abhängt. Aus dieser Perspektive kommt somit individuellen sowie kontextuellen Risiko- und Resilienzfaktoren eine entscheidende Rolle zu. Diese werden ebenso wie Bildungsprozesse und –ergebnisse in einem interdisziplinären Zugriff (Sonderpädagogik und Pädagogische Psychologie) modelliert und mit Rückgriff auf Fragebögen und Tests (die Schülerbefragungen erfolgen Mitte 3. Klasse sowie Anfang und Ende 4. Klasse) sowie Gruppeninterviews mit Lehrkräften (Anfang 4. Klasse) erfasst. Die erwarteten Ergebnisse können auf 3 verschiedenen Relevanzebenen nutzbar gemacht werden. Beispielsweise können auf der Ebene der Schulentwicklung geeignete Inklusionskonzepte entwickelt werden, welche zum einen die Rahmenbedingungen der einzelnen Schule berücksichtigen und zum anderen die notwendigen Professionalisierungsangebote für Lehrkräfte in Form von Weiterbildungen etc. als unverzichtbare Bestandteile sonderpädagogischer Beschulung vorsehen.

Parental Academic Conditional Positive Regard and Autonomy Support as Predictors of Adolescents' Motivation, Affect, and Relations with Family

Das vorliegende Forschungsvorhaben vergleicht zwei Erziehungspraktiken: (1) Elterliche akademische bedingte positive Wertschätzung (PACPR), bei der Eltern Leistungsbereitschaft und Schulerfolg zu fördern versuchen, indem sie ihrem Kind mehr Zuneigung und Wertschätzung entgegen bringen, wenn dieses lernt und erfolgreich ist, und (2) elterliche Autonomieunterstützung (PAAS), bei der Eltern Leistungsbereitschaft und Schulerfolg zu fördern versuchen, indem sie die Perspektive ihres Kindes übernehmen, ihm Wahlfreiheiten gewähren und ihre Erwartungen begründen. PACPR erscheint als gutgemeintes Verhalten und wird häufig empfohlen, weil es affektive Belohnungen beinhaltet. Aktuelle Studien deuten jedoch darauf hin, dass diese Strategie bei Jugendlichen mit hohem Stresserleben und ungünstigen Ausprägungen im motivational-affektiven Funktionsvermögen einhergeht, während PAAS mit günstigeren Ausprägungen assoziiert ist. Allerdings erlauben die bisherigen querschnittlichen Befunde keine kausalen Interpretationen. Weiterhin gibt es nur sehr wenig Forschung zu Auswirkungen der oben genannten Strategien auf das affektive Funktionsvermögen sowie auf innerfamiliäre Beziehungen im Jugendalter. Das geplante Forschungsvorhaben zielt darauf ab, die Kausalitätsfrage genauer zu untersuchen und dabei die Bandbreite kindlicher Outcomes zu erweitern. Hierzu werden drei Forschungsansätze verfolgt: (1) Eine kulturübergreifende Längsschnittstudie: Die Entwicklung von 480 deutschen und israelischen Jugendlichen wird von der 8. bis zur 9. Klasse untersucht. Elterliche Erziehungspraktiken, die Qualität der akademischen Motivation, das affektive Funktionsniveau sowie die innerfamiliären Beziehungen werden durch verschiedene Beurteiler (Kind, Mutter, Vater, Lehrer, und ggfs. Geschwisterkind) eingeschätzt. Die Ratings zum affektiven Funktionsniveau werden durch einen Kompetenztest ergänzt. Zur Auswertung werden sowohl variablenzentrierte (SEM) als auch personenzentrierte Ansätze (Latente Profilanalysen) herangezogen. (2) Eine Beobachtungsstudie: Aus den Teilnehmern der Längsschnittstudie wird systematisch anhand von Latenten Profilanalysen eine Teilstichprobe von N = 70 Mutter-Kind-Dyaden (charakterisiert durch hohes PACPR/niedriges PAAS bzw. niedriges PACPR/hohes PAAS) gezogen. Die Interaktion zwischen Mutter und Kind wird hierbei als verhaltensbezogene Outcome-Variable von PACPR und PAAS beurteilt. (3) Experimente: In drei Experimenten werden wir die Hypothese testen, dass subliminales und supraliminales Priming der Repräsentation von PACPR bei Studierenden zu höherem Stresserleben und einem ungünstigen motivational-affektiven Funktionsvermögen führen und die kognitive Leistungsfähigkeit unter Stressbedingungen beeinträchtigen, während Priming der Repräsentation von PAAS ein günstigeres Funktionsniveau ermöglicht. Befunde aus einer Pilotstudie liefern erste empirische Evidenz für unsere Hypothesen bezüglich der Auswirkungen bedingter elterlicher Wertschätzung.