Hauptinhalt
Carl Bantzer und die Fotografie als Hilfsmittel
Der Entstehungsprozess der Gemälde Carl Bantzers - von der Idee bis hin zum fertigen Gemälde - ist aufgrund der erhaltenen zeichnerischen und fotografischen Studien für manche Werke rekonstruierbar. Dabei zeigt sich, dass der künstlerische Prozess bei Bantzer mehrdimensional verlief, er sich fast aller um die Jahrhundertwende vorhandenen Techniken und Medien bediente wie Bleistift-, Kohle- und lavierten Federzeichnungen, der Aquarell-, Gouache- und Ölmalerei, ebenso wie der Lithografie und nicht zuletzt der Fotografie. Während er die zeichnerischen Studien fast immer signierte und datierte, blieben seine Fotografien unsigniert und undatiert, ein Hinweis darauf, dass Bantzer dieses Medium ausschließlich als technisches Hilfsmittel ansah.
Carl Bantzer, Fotostudie eines Schäfers mit Raster als Vorlage, Hessisches Staatsarchiv Marburg
Wie Carl Bantzer die eigenhändig gefertigten fotografischen Studien nutzte, ist an verschiedenen Gebrauchsspuren zu erkennen, wie im Abknicken für neue Bildausschnitte oder im Überzeichnen einer Quadratur in Bleistift bei fotografischen Landschaftsaufnahmen zwecks der Übertragung in eine andere Technik und ein anderes Format. Ferner hat Bantzer Ausschnittsvergrößerungen vorgenommen. Zudem zeigen viele seiner fotografischen Studien an den Ecken Spuren von Reißzwecknadeln als Indiz dafür, dass der Maler sie in seinem Atelier aufgehängt hatte.
Fotografische Aufnahmen verwendete Bantzer als Vorlagen für detaillierte, exakt ausgeführte Bleistift- oder Kohlestudien. Fotografien dienten aber auch als Vorlagen bei der Festlegung der Bildkomposition, wenn es um den Bildausschnitt, das räumliche Gefüge und die Lichtsituation ging. Es ist auffällig, dass es sich gerade bei den Gemälden, die auf zahlreichen fotografischen Studien basieren, um Hauptwerke des Malers handelt.