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Forschung und Lehre
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Im Rahmen des Teilprojekts wurden zwei Promotionen geschrieben.
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Dr. Leoni Dörfel | Fachbereich Geographie: Unveiling Diversity and Challenging Stereotypes - A Critical Examination of Geography Education (verliehen 2025)
Basierend auf dem Ziel des UMRdivers-Projekts, Lehramtsstudierende auf den Umgang mit vielfältigen Klassenzimmern vorzubereiten (Zentrum für Lehrkräftebildung Marburg, 2022), zielte meine Arbeit darauf ab, eine potenzielle Spannung im Bereich der Geographie zu untersuchen. Diese Spannung ergibt sich aus den Anforderungen, Diversität zu berücksichtigen (Hessische Lehrpläne, 2021, 2023), und dem Risiko, Stereotype zu reproduzieren, die in den kolonialen Ursprüngen des Faches verwurzelt sind (Radcliffe, 2022). Eine umfassende Analyse aller lizensierten hessischen Geographieschulbücher (Paper 1+2) zeigte sowohl eine Homogenisierung des afrikanischen Kontinents als auch eine allgemeine Verzerrung, einen Bias, in der Darstellung der Welt. Durch das Interviewen einer repräsentativen Gruppe Deutscher Geographielehrkräfte wurde bestätigt, dass Stereotypisierung im Geographieunterricht eine Rolle spielt. Es ergab sich, dass Stereotype vor allem im Kontext Afrikas üblich im Geographieutnerricht sind. Die zentralen Ergebnisse der drei Studien werden nun zusammengefasst und ihre Zusammenhänge verdeutlicht.
Die Ergebnisse der ersten Studie zur allgemeinen Darstellung von Diversität im geographischen Unterricht sind auffällig: Während alle Diversitätsdimensionen in den Geographieschulbüchern abgebildet werden, unterscheiden sie sich erheblich in ihrer Häufigkeit. Externe Dimensionen sind insgesamt wesentlich häufiger vertreten als interne, insbesondere der ökonomische Status, der soziale Status und der Bildungshintergrund. Die Schulbuchanalyse zeigt außerdem eine Abhängigkeit zwischen der Klassenstufe des Schulbuches sowie dem Thema und der Repräsentation von Diversitätsdimensionen. So lassen sich die meisten Dimensionen in den Schulbüchern der Mittelstufe (Klasse 7+8) identifizieren. In den Geographie-Schulbüchern der Unterstufe (Klasse 5+6) werden hingegen die wenigsten Dimensionen abgebildet. Die Schulbücher der Oberstufe liegen mit ihrer Darstellung zwischen den beiden Stufen. Die Abbildung von Diversitätsdimensionen variiert je nach thematischem Schwerpunkt ebenfalls deutlich. Mit Abstand am häufigsten werden Diversitätsdimensionen im Inhaltsfeld “Bevölkerungsgeographie” abgebildet, dass bereits 39% aller identifizierten Dimensionen abdeckt. Danach folgen “Globalisierung” mit 15% und in “Länder und Kontinente” mit 14%. Unterscheidet sich die Darstellung der Dimensionen auch nach Ländern und Kontinenten? Diese Frage konnte durch die Berechnung der absoluten Häufigkeiten im Kontext von a) Kontinenten und b) Ländern beantwortet werden. Eine Anamorphose der Welt, skaliert nach der absoluten Anzahl an Nennungen von Diversitätsdimensionen im Kontext von Kontinenten (a), visualisiert auffällige Ergebnisse: Sie zeigt Europa und Afrika unverhältnismäßig groß, während Asien und Ozeanien kaum sichtbar sind. Auf Länderebene (b) jedoch verändert sich das Bild deutlich: Nordamerika und Asien dominieren die Karte zusammen mit Europa (unverändert), und Afrika erscheint auffallend klein. Da diese Ergebnisse immer noch eine Aufsummierung aller Dimensionen darstellt, stellte sich die Frage, ob es Unterschiede in den Verbindungen zwischen den einzelnen Dimensionen gibt, wenn diese nach Kontinenten kategorisiert werden. Die Netzwerkanalyse, die dieses Co-Auftreten von Dimensionen innerhalb einer Kodiereinheit statistisch berechnete, zeigt folgende Anomalien in der Darstellung der Kontinente: • Europa & Asien: Höchste Zentralität haben der ökonomische und soziale Status sowie die nationale Herkunft. Von mittlerer Zentralität sind der Bildungshintergrund, die Ethnizität und das Alter. Alle anderen Dimensionen sind von niedriger Zentralität. • Nord- & Südamerika: Der ökonomische und soziale Status, die nationale Herkunft und die Ethnizität sind gleichermaßen von hoher Zentralität. Alle anderen Dimensionen haben eine niedrigere Zentralität. Im nordamerikanischen Netzwerk ist auch die Dimension "Race" von hoher Zentralität, was damit eine Ausnahme darstellt. • Afrika: Das afrikanische Netzwerk unterscheidet sich stark von den anderen Kontinenten, da ausschließlich der ökonomische Status eine hohe Zentralität aufweist und alle anderen Dimensionen mehr oder weniger mit diesem verbunden sind. Darüber hinaus hat die Dimension Behinderung im afrikanischen Netzwerk eine höhere Zentralität als in allen anderen Netzwerken.
In der dritten Studie haben alle befragten Geographielehrkräfte bestätigt, dass Stereotypisierung eine Rolle im Geographieunterricht spielt. Hierbei gab es ein auffälliges Ergebnis: Die von den Lehrkräften genannten Beispiele zeigten nur wenig Überschneidung, mit einer Ausnahme – den Kontinenten. Über die Hälfte der Lehrkräfte gab an, dass Stereotype häufig im Zusammenhang mit Afrika im Geographieunterricht auftreten. Dies war der einzige Konsens unter den Lehrkräften, der wie folgt erklärt wurde: Die komplexen Themen der Geographie erfordern didaktische Vereinfachungen. Einige Lehrkräfte bezeichneten dies explizit als Herausforderung – die Balance zwischen einem Schwarz-Weiß-Denken (und damit Stereotypisierung) und der notwendigen Reduktion von Komplexität ist schwierig. Diese fachspezifische Herausforderung war jedoch die Ausnahme. Der primäre Konsens der Lehrkräfte bezog sich auf strukturelle Herausforderungen, insbesondere Zeitmangel. Dieser Zeitmangel verhindert eine tiefere Auseinandersetzung mit inhaltlichen Herausforderungen und kann somit zur Verstärkung von Stereotypen beitragen. Wie gehen Lehrkräfte damit um, wenn Stereotype im Unterricht reproduziert werden? Sie verlassen sich hauptsächlich auf hochgradig individualisierte Strategien. Ein wiederkehrendes Thema dieser Strategien war die Kategorie „Dialog und Reflexion“ – eine Kategorie, die durch vage Aussagen wie „ansprechen“, „hinterfragen“ oder „aufbrechen“ gekennzeichnet ist, wobei unklar bleibt, was diese Strategien konkret beinhalten. Zusammenfassend scheint die Komplexitätsreduktion eine grundlegende Herausforderung im Geographieunterricht zu sein. Strukturelle Probleme wie Zeitmangel, unzureichende Materialien und mangelnde Ausbildung in der Lehrerbildung können dann zu Stereotypisierung führen. Diese Herausforderung wird besonders problematisch, wenn keine klaren und professionellen Strategien zur Bewältigung dieses Probleme vorhanden sind.
Die Ergebnisse aller drei Studien ergeben folgende Hauptbefunde: 1. Der Geographieunterricht vermittelt insgesamt ein stark verzerrtes Weltbild, das unzureichend ist und weder die Diversität noch die Realität der (vielfältigen) Schülerinnen und Schüler widerspiegelt. Stattdessen kann die Präsentation von Identitäten in homogenisierter und voreingenommener Weise in Lehrmaterialien zu Stereotypisierung und Diskriminierung von Schülerinnen und Schülern führen, wie auch andere Forschende betont haben (Devine et al., 2012; Eagly & Koenig, 2021). 2. Die befragten Lehrkräfte berichteten einstimmig über Stereotypisierung im Geographieunterricht. Während die genannten Beispiele größtenteils individuell waren, bestand ein breiter Konsens hinsichtlich des Stereotyps „Afrika“. Die in den Schulbüchern suggerierten Stereotype scheinen sich zumindest in dieser Stichprobe widerzuspiegeln, die in Bezug auf Alter, Bundesland, Zweitfach, Schulform und Unterrichtserfahrung sehr divers war.
https://doi.org/10.17192/z2025.0085Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Hannah Siemon | Fachbereich Evangelische Theologie (Stand: Mai 2023)
Zum Umgang mit Heterogenität. Eine machtkritische Untersuchung hin zu
Bausteinen einer ambiguitätstoleranten Religionsdidaktik. (Arbeitstitel)„Bildung zielt darauf ab, mit Mehrdeutigkeiten leben zu können und Paradoxien auszuhalten. Man kann Bildung geradezu als den nichtbeliebigen, urteilsfähigen Umgang mit Mehrdeutigkeiten verstehen.“
Dressler, Bernhard, Ambiguitätstoleranz? Zum Umgang mit Mehrdeutigkeit in religionspluraler Kultur, in: Religion verstehen, Stuttgart 2020, Seiten: 217-228, 223.Ziel des Projektes soll es sein, mithilfe des Konzeptes der Ambiguitätstoleranz eine machtkritische und differenzsensible Aktualisierung des vielfach rezipierten und bedeutungsreichen Entwurfs der performativen Religionsdidaktik zu skizzieren. Einerseits, um eine Konkretisierung der verhandelten Zusammenhänge zu erreichen. Dabei erscheint der Entwurf unter anderem auf Grund seiner allgemeinbildungstheoretischen Grundlage an Herausforderungen der Gegenwart wie auch an den Diskurs um Heterogenität anschlussfähig. Die Aufgabe der Religionspädagogik (wie anderer Fachkulturen) wird dabei weniger darin verstanden, konkrete fachliche Inhalte zu vermitteln, als vielmehr hermeneutisch Religion als einen möglichen Modus der Weltbegegnung mit spezifischer Literacy zu vermitteln. Über den Zuschnitt der performativen Religionsdidaktik können unter den zentralen Aspekten von Körper, Raum und Vollzug/Kommunikation Deutungen, Deutungsmacht und Mehrdeutigkeiten sowie Dimensionen sozialer Ungleichheit und individuelle Positionierung produktiv miteinander in Beziehung gesetzt werden. Dazu sollen Erkenntnisse aus der antisemitismus- und rassismuskritischen Bildungsarbeit miteinbezogen werden. Auch entstehen Anknüpfungspunkte an die performative Religionsdidaktik und den ihr impliziten Perspektivenwechsel, der Sensibilität für und die Reflexivität von Verortungen und Unterscheidungen. Die Aktualisierung des Entwurfs soll folglich normative Implikationen des Heterogenitätsdiskurses aufgreifen und darlegen, dass auch das Wahrnehmen von Unterschieden und Mehrdeutigkeiten stets mit gesellschaftlichen Verhältnissen verkoppelt und konstruiert ist.
Als handlungspraktische Orientierungen wird schließlich die Lehrkräftebildung als mögliche Ver-Ortung des Einübens und der Professionalisierung von Ambiguitätstoleranz betrachtet werden. Der Umgang der Fachkulturen mit Mehrdeutigkeiten kann dabei als eine zentrale Aufgabe der Zukunft betrachtet werden, die eine gesamtgesellschaftlich bedeutende Funktion einnehmen mag. Auch die Hochschuldidaktik im Zuschnitt Ev. Theologie soll hinsichtlich der vielfach noch fehlenden selbstreflexiven Thematisierung von gesellschaftlicher Positionierung von Wissenschaftler*innen und der Reproduktion von bestimmten Normen und Kategorien sozialer Ungleichheit Raum finden, die nicht zuletzt die Selbstreflexion auch der Verfasserin als Teil der akademischen Strukturen einschließen muss. Dabei soll das Konzept der Ambiguitätstoleranz, das gleichermaßen alle Beteiligte am Lehr-Lernsetting und ihre Autonomie adressiert, ermöglichen, diese Reflexionsprozesse kollektiv zu bearbeiten.
Eine These, die im Verlauf des Projektes eingehender untersucht werden wird, ist dabei, dass der religiöse Weltzugang in besonderer Weise geeignet für eine solche hermeneutisch-perspektivische Weitung sein kann und in reflektierter Selbstbegrenzung als eine Art Anwältin für den Erhalt der Eigenständigkeit verschiedener Rationalitätsformen, für perspektivischen Vielfalt in Differenz, einstehen kann – gleichsam als ideologiekritisches Moment. Am Ende der Auseinandersetzung können Bausteine einer ambiguitätstoleranten Religionsdidaktik stehen, die machtkritische wie demokratietheoretische Aspekte einschließen.
Publikationen
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Imke Dzewas und Katharina Klingebiel (i.E.) "Demokratiebildung und Diversität im Kontext der Marburger Lehrkräftebildung: Diversitätssensible Perspektiven mithilfe einer praxisorientierten Methode eröffnen"
Zitation:
Dzewas, Imke, Klingebiel, Katharina: "Demokratiebildung und Diversität im Kontext der Marburger Lehrkräftebildung: Diversitätssensible Perspektiven mithilfe einer praxisorientierten Methode eröffnen", in: Gessner, S., Klingler, P., Schneider, M. (i.E.): Stark für Demokratie und gegen Menschenfeindlichkeit. Demokratiebildung an Beruflichen Schulen. Wochenschau Verlag.Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Leoni Dörfel, Rieke Ammoneit, and Carina Peter (2025) "Stereotyping in German Geography Classes - Secondary Teachers' Challenges and Strategies."
Abstract:
Stereotypes serve as a means to generalize and simplify our complex world. However, they are usually negatively connoted and can lead to discrimination. Frameworks and requirements exist at various scales to address, dismantle, and counteract stereotypes using multidimensional perspectives. However, because many stereotypes are unconsciously reproduced, blind spots may persist. This exploratory qualitative study investigates the role of stereotyping in the specific context of geography lessons. We conducted semi-structured interviews with 13 German secondary school geography teachers, using open-ended questions to gain insights into their perspectives and experiences. Through qualitative content analysis, we found that stereotypes appear across various geographical topics, with Africa being particularly affected. The main challenges facing teachers are time constraints, inadequate teaching materials, rigid curricula, and the need to reduce complexity. Some teachers attempt to address stereotypes, but their strategies are often vague, suggesting a lack of systematic training and reflection in university education. Therefore, our results indicate a discrepancy between the guidelines for addressing stereotyping and the reality in German geography classrooms. Although the surveyed teachers were aware of stereotyping, they are not yet adequately equipped to handle it.
Zitation:
Doerfel, Leoni, Rieke Ammoneit, and Carina Peter. 2025. “Stereotyping in German Geography Classes – Secondary Teachers’ Challenges and Strategies”. European Journal of Geography 16 (2):141-55.
https://doi.org/10.48088/ejg.l.dor.16.2.141.155Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Kathrin Siebold, Frauke Teepker und Neveda Yilmaz (2024): „Mehr als ein persönliches Hobby?! Genese, Herausforderungen und Perspektiven des Fachs DaFZ im gymnasialen Lehramt an der PhilippsUniversität Marburg“
Abstract:
This chapter provides an overview and an in-depth examination of the development and current status of the subject German as a Foreign or Second Language (GFL / GSL) within the Highschool teacher education program at Philipps University of Marburg. It draws attention to the challenges faced by the subject as an under-resourced additional study program, which relies deeply on the master’s program for German as a Foreign Language. Similarly, precarious conditions are outlined for the cooperating internship schools. Simultaneously, the article highlights the diverse opportunities this subject provides for teacher education in Marburg and explores compelling perspectives concerning the further internationalization of the teaching profession within the European educational landscape.
Zitation:
Siebold, Kathrin / Teepker, Frauke / Yilmaz, Neveda (2024): „Mehr als ein persönliches Hobby?! Genese, Herausforderungen und Perspektiven des Fachs DaFZ im gymnasialen Lehramt an der PhilippsUniversität Marburg“. In: Ricart Brede, Julia / Maak, Diana / Draber, Sibylle (eds.): DaZ als Studienfach für Lehramtsstudierende. Frankfurt: Peter Lang, 191-210.
https://doi.org/10.3726/b22036Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Leoni Dörfel, Rieke Ammoneit und Carina Peter (2024): "Diversity unveiled: a critical analysis of geography textbooks and their global representation."
Abstract:
Educational frameworks emphasize to students the importance of gaining differentiated worldviews and being open-minded toward other cultures. As a primary medium in class, textbooks should accurately represent diversity to help students develop intercultural awareness and critical thinking. This study aims to analyze geography textbooks’ of Hesse (Germany) on their representation of diversity dimensions across different countries and continents using a multidimensional approach to superdiversity. For the analysis, a qualitative content analysis is initially conducted. Then, the representation of the continents is compared using network analysis. Our findings reveal a biased portrayal across all continents, leading to homogenization within the teaching material. This inconsistency contradicts the curricular requirements of Hessian geography and suggests that the textbook approval process is not sufficiently rigorous in ensuring that the standards are met.
Zitation:
Dörfel, Leoni, Rieke Ammoneit, and Carina Peter. "Diversity unveiled: a critical analysis of geography textbooks and their global representation." International Research in Geographical and Environmental Education (2024): 1-20.
https://doi.org/10.1080/10382046.2024.2363639 (Open Access)Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Ines Heiser (2023): "Same, same - but different: Überlegungen zur Textauswahl für den Literaturunterricht unter intersektionaler Perspektive."
Abstract:
Bisherige Modelle der Textauswahl für den Literaturunterricht argumentieren ausschließlich text- bzw. themenorientiert oder sie berücksichtigen maximal eine einzelne bei Schüler:innen vorliegende Differenzkategorie wie z.B. Gender. Solche differenzorientierten Ansätze sahen sich zudem der Kritik ausgesetzt, durch die besondere Fokussierung der jeweiligen Ungleichheitskategorien diese - wie durch das Differenzdilemma beschrieben - eher festzuschreiben bzw. zu reproduzieren. Ausgehend von diesem Forschungsstand legt der Beitrag am Beispiel von Anke Stellings Kinderroman "Erna und die drei Wahrheiten" dar, inwiefern eine intersektionale Perspektive die Lektüreauswahl für den Literaturunterricht verbessern und präzisieren kann. Die Analyse von schüler:innenseitig vorliegenden intersektionalen Verschränkungen ist geeignet um zu beschreiben, wodurch im Bereich der Text-Leser:innen-Passung individuelle Zugangshürden, aber auch Zugangserleichterungen entstehen. Der Beitrag votiert in diesem Sinne ebenso für eine textseitige Analyse, die genau überprüft, auf welche Weise allgemein für Schüler:innen einer bestimmten Altersstufe als zugänglich geltende Themen im jeweiligen Text konkretisiert werden. Dem Konzept einer thematisch begründeten Kinder- bzw. Jugendgemäßheit wird diesbezüglich die Frage entgegengestellt, inwiefern auf der Textoberfläche präsentierte Konstellationen den Zugriff auf ein zugrundeliegendes relevantes Sujet für Lernende mit jeweils individuellen Voraussetzungen überhaupt erlauben.
Zitation:
Heiser, Ines. "Same, same-but different: Überlegungen zur Textauswahl für den Literaturunterricht unter intersektionaler Perspektive." In Intersektionalität und erzählte Welten: literaturwissenschaftliche und literaturdidaktische Perspektiven/Verónica Abrego, Ina Henke, Magdalena Kißling, Christina Lammer, Maria-Theresia Leuker (Hg.), pp. 403-421. wbg Academic, 2023.
https://doi.org/10.21248/gups.73899 (Open Access)Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Leoni Dörfel, Rieke Ammoneit und Carina Peter (2023): "Diversity in geography – an analysis of textbooks."
Abstract:
Diversity can be defined as multidimensional as it involves considering the diverse characteristics of individuals and societies. Geography as a subject has great potential to teach about diversity in a sensitive manner because diversity addresses complex interactions in spaces on different scales. In times of globalization and migration processes, school students are becoming increasingly diverse. The diverse reality of students’ lives must be reflected adequately in education. Thus, both educational standards and curricula demand an adequate representation of diversity, e.g., by reducing stereotypes that are related to different cultures. Thus, it is necessary to discuss the representation of diversity in textbooks within their role as the primary teaching medium in schools in Germany. We use a model with 13 diversity dimensions to assess such representation in geography textbooks. We examined all 11 licensed geography textbooks used in grades 5 to 13 in Hesse, Germany, using qualitative content analysis and analyzed the results quantitatively. Despite all the analyzed dimensions of diversity being found in the textbooks, the results show an inadequate, partly arbitrary, representation of diversity that contradicts the reality of students today. The representation of diversity depends on the topic and is less present in books for lower grades.
Diversität kann als mehrdimensional definiert werden und berücksichtigt unterschiedlichste Merkmale von Individuen und Gesellschaften. Das Fach Geographie hat ein großes Potenzial, diversitätssensibel zu unterrichten, da Diversität komplexe Interaktionen in Räumen auf verschiedenen Skalen anspricht. In Zeiten von Globalisierung und Migrationsprozessen werden die Schülerinnen und Schüler immer diverser. Die vielfältige Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler muss sich in der Bildung angemessen widerspiegeln. So fordern sowohl die Bildungsstandards als auch Curricula eine adäquate Darstellung von Vielfalt, z.B. durch den Abbau von Stereotypen, die mit unterschiedlichen Kulturen verbunden sind. Aus diesem Grund ist es notwendig, die Darstellung von Vielfalt in Schulbüchern zu diskutieren, da sie das primäre Medium in deutschen Schulen sind. Wir verwenden ein Modell mit 13 Diversitätsdimensionen, um die Repräsentation von Diversität in Geographieschulbüchern zu bewerten. Wir haben alle 11 lizenzierten Geographieschulbücher der Klassen 5 bis 13 in Hessen, Deutschland, mit Hilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse analysiert und die Ergebnisse quantitativ ausgewertet. Auch wenn alle untersuchten Diversitätsdimensionen in den Schulbüchern zu finden sind, zeigen die Ergebnisse eine unzureichende, teilweise willkürliche Darstellung von Diversität, die der heutigen Lebenswirklichkeit von Schülerinnen und Schülern widerspricht. Die Darstellung von Vielfalt hängt vom Thema ab und ist in Büchern für untere Klassenstufen weniger präsent.
Zitation:
Dörfel, Leoni, Rieke Ammoneit, and Carina Peter. "Diversity in geography–an analysis of textbooks." Erdkunde H. 3 (2023): 195-212.
https://www.jstor.org/stable/27254193 (Open Access)
Lehrprojekte
Lehrprojekte wurden unter anderem zu folgenden Themen entwickelt und angeboten:
- Biologie: "Podcasts im Biologieunterricht" (Viktoria Mader)
- Chemie: "Grundlagen der Fachdidaktik Chemie" mit Einheiten zu sprachsensiblem Chemieunterricht, Diversität im Chemieunterricht, Gender, Inklusion (Felix Bosold)
- DaFZ: "ProfiWerk: Empirische Unterrichtsforschung mit Besuch einer internationalen Konferenz zu 'Interaktion und Kompetenzerwerb in professionellen Lerngemeinschaften in Deutsch als Fremd- und Zweitsprache'" (Kathrin Siebold)
- Deutsch: "Medienreflexion im Deutschunterricht. Ein interdidaktisches Praxisseminar für das Fach Deutsch" (Silke Marx & Fabian Wolbring)
- Deutsch & Geschichte: "Literaturdidaktik für Fortgeschrittene: Demokratiepädagogik, Holocaust Education und interdisziplinär ausgerichtete Holocaust-Literatur-Didaktik" und "Gedenkstättenpädagogik in Theorie und Praxis mit Exkursion nach Weimar und Buchenwald" (Dustin Runkel & Marzena Siemon)
- Englisch: "From Theory to Teaching" mit Fokus auf Digitalisierung und sinnvollem Einsatz von KI (Catharina Löffler)
- Erdkunde: "ProfiWerk Erdkunde: Diversität und Stereotypisierung am Beispiel von Geographie-Schulbüchern" (Leoni Dörfel)
- Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften: Workshop "Digitale Tools und KI" (Margarita Metelmann)
- Ethik/Philosophie: "Vorstellung eines außerschulischen Kooperationspartners im Bereich Demokratiebildung" (Imke Dzewas)
- Ethik/Philosophie: "Lektüreseminar: Simone de Beauvoir - Das andere Geschlecht" (Imke Dzewas)
- Ethik/Philosophie: "Diversitätssensibles Lernen am Beispiel des dialogischen Religions- und Ethikunterrichts im Rahmen des ProfiWerks Philosophie/Ethik in Kooperation mit der Theodor-Heuss-Schule Offenbach" (Imke Dzewas, Dr. Ulrich Vogel)
- Ethik/Philosophie: "Diversitätssensibles Lernen im Philosophie und Ethikunterricht mit dem Schwerpunkt antisemitismuskritische Bildung im Rahmen des ProfiWerks Philosophie/Ethik in Kooperation mit dem Fritz Bauer Institut Frankfurt" (Imke Dzewas, Dr. Ulrich Vogel)
- Evangelische Religion: "Christliche Verantwortung. Kritische Reflexion christlicher Signaturen von Antisemitismus als religionspädagogische Aufgabe" (Hannah Siemon)
- Geschichte: "ProfiWerk: Nutzung außerschulischer Lernorte am Beispiel von Weimar und Buchenwald" (Marzena Siemon)
- Geschichte: "Geschlechterperformanz als Gegenstand (außerschulischer) historisch-politischer Bildung - Queer*feministische außerschulische Lern- und Begegnungsorte in Berlin" (Paul Scheidt)
- Geschichte & Politik und Wirtschaft: "Decolonize Teacher Education?!" (Christina Brüning & Susann Gessner)
- Politik und Wirtschaft: "Bildung gegen Rechts(extremismus) - Bildung für Demokratie" (Katharina Klingebiel)
- Politik und Wirtschaft: "Discover Diversity - Demokratiebildung in der pluralen Gesellschaft" (Katharina Klingebiel)
- Romanistik: "Fachdidaktische Grundlagen für den Französisch- und Italienischunterricht - digitales Arbeiten mit blended-learning Elementen" (Claudia Helfer)
- Sport: "Sport mit Sehgeschädigten" (Mareike Reul)