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Glasbügelfibel

 Ann-Cathrin Scherf

Foto: Ann-Cathrin Scherf

 

Fundort: Slowenien
Objekt: Glasbügelfibel
Inventarnummer: 3889
Maße: 5,9 cm max. Länge
Bronzener Fibelbügel mit Glaswulst aus blauem Glas. Glaswulst mit Warzen in drei Längsreihen

Eine Fibel ist nicht nur eine Gewandspange, die dazu verwendet wurde ein Kleidungsstück zu verschließen. Durch ihren prominenten Sitz im Brust- oder Halsbereich ist sie auch ein modisches Accessoire, welches zeitlichen Veränderungen und regionalen Unterschieden unterlag. Die daraus entstehende Vielfältigkeit der Formen hat eine hohe Aussagekraft für die Chronologie und Verbreitung sowie die Technologie. Fibeln werden seit der älteren Bronzezeit genutzt und fanden Verwendung bis ins hohe Mittelalter.

Grundlegend besteht eine Fibel aus einer Nadel zum Durchstechen des Gewandes und einem Bügel. Beide sind oft durch eine Spirale oder einem Scharnier miteinander verbunden um eine Spannung aufzubauen. Dieser Bereich wird als „Kopf“ der Fibel bezeichnet. Am „Fuß“ einer Fibel befindet sich in der Regel ein Nadelhalter um eine Arretierung für die Nadel zu bieten. Fibeln erhalten ihre Namen oft durch charakteristische Eigenschaften, als Beispiel seien hier die Paukenfibel genannt, die durch kleine paukenförmige Verzierungselemente auf dem Bügel besticht sowie die Kniefibel, bei der der Bügel an ein angewinkeltes Bein erinnert oder die „Sanguisuga“-Fibel, auch „Blutegelfibel“ genannt, weil der Bügel in der Mitte breit und wulstig ist und sich zu den Enden hin verjüngt. Eine Glasbügelfibel ist, wie der Name nahelegt, durch eine oder mehrere Glasperlen als Verzierung des Fibelbügels charakterisiert. Eine Gruppe der Glasbügelfibeln sind die sogenannten „Stachelbügelfibeln“ zur der das hier vorgestellte Exemplar gehört. Sie sind aus Bronze gefertigt und der Draht des Bügels ist meist vierkantig. Die darauf aufgesteckte Perle weist eine leichte Krümmung auf, so dass davon auszugehen ist, dass sie für diese Fibel angefertigt worden sein muss. Das eponyme Merkmal sind die kleinen Glasstachel oder –noppen, mit denen die Bügelperle verziert ist. Das Verbreitungsgebiet dieser Art von Glasbügelfibel erstreckt sich von Este in Italien über Hallstatt in Oberösterreich bis nach Rovišće in Kroatien. Die bevorzugte Farbe ist türkisblau und mäßig bis wenig transluzid. Auch hell grünlich-transluzides Glas wurde verwendet. Als Besonderheit gelten bernsteinfarbene Glasperlen mit opalgelbem Zickzackfaden. Die Stacheln sind meist aus der Glasmasse herausgezogen, in selteneren Fällen wurden Noppen tröpfchenweise aufgesetzt. Die Vergesellschaftung der Glasbügelfibeln mit anderen datierbaren Objekten lässt eine zeitliche Einordnung in die Späthallstattzeit zu.

Aus Krain (ursprünglich dem Herzogtum Kärnten angehörig, liegt im heutigen Slowenien) sind mindestens drei solcher Bügelfibeln bekannt. Eine fand ihren Weg in die Sammlung des Vor- und Frühgeschichtlichen Seminars, die beiden anderen sind heute im Naturhistorischen Museum in Wien verwahrt.

Die Perle der Glasbügelfibel aus der Sammlung des Vor- und Frühgeschichtlichen Seminars ist aus blauem, trüben Glas hergestellt und wurde vermutlich auf einem Arbeitsstab vorgeformt. Sie weist zwei Reihen von Stacheln auf, die aus der Perle herausgezogen wurden, die Form erinnert an eine Sanguisuga-Fibel. Die Stacheln sind hier eher als Noppen anzusprechen, da sie abgeflacht und kugelig erscheinen. Von der Fibel selbst ist nur noch der bronzene, leicht korrodierte, vierkantige Bügel und die Perle erhalten geblieben.

 

Literatur:

C. Dobiat (Hrsg.), Glasperlen der vorrömischen Eisenzeit II. Ringaugenperlen und verwandte Perlengruppen. Nach Unterlagen von Thea Elisabeth Haevernick. Marburger Studien zur Vor- und Frühgeschichte 9 (Marburg 1987).

Th. E. Haevernick, Beiträge zur Geschichte des antiken Glases I. Zu den Glasbügelfibeln. Jb. RGZM 6, 1959, 57–63.

L.C. Koch, Die Glasbügelfibeln des 8. und 7. Jahrhunderts v. Chr. aus Etrurien. Ein Beitrag zur eisenzeitlichen Glastechnik und zu den Bestattungssitten des Orientalizzante. UPA 190 (Bonn 2010).

L.C. Koch, Glasbügelfibeln: Neues zur Verarbeitungstechnik von Glas im früheisenzeitlichen Italien. BUFM55, 2009, 223-231.