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Marburger Praxismodule (MPM)

Im Zentrum der Marburger Lehrkräftebildung  steht die Überzeugung, dass Lehrerinnen und Lehrer für ihr berufliches Handeln nachhaltig leistungsfähige „Übersetzungshilfen“ zwischen Fachwissenschaft, schulischer Vermittlung und dem Alltagsverständnis der Schülerinnen und Schüler benötigen. Auf dieser Grundlage integrieren die Marburger Praxismodule (MPM) Lehrveranstaltungen aus den Bereichen Fachwissenschaft, Fachdidaktik sowie Schulpädagogik mit der Schulpraxis und bilden damit ein neuartiges Modell für die Praxisphasen im Studiengang Lehramt an Gymnasien. Dieses ist getragen von der Leitidee der Integration von Fachlichkeit und Professionalisierung.

MPM - Integration von Fachlichkeit und Professionalisierung

Die Leitidee der Integration von Fachlichkeit und Professionalisierung ist in den MPM in einem doppelten Praxisverständnis operationalisiert: Im Sinne einer ersten grundlegenden universitären Praxis werden Studierende zur aktiven Auseinandersetzung mit den Inhalten, Methoden und Denkweisen des eigenen Fachs angeregt. Die Modellierung fachlicher Gegenstände aus einer Vermittlungsperspektive wird aktiv gefördert und reflexiv begleitet. Im Rahmen dieser ersten Praxis erarbeitete schulische Aufgaben werden darauf aufbauend in einem achtwöchigen Schulpraktikum erprobt. Die Studierenden erhalten dabei einen Einblick in die zweite Praxis, in der sie die Perspektive der Lehrerin beziehungsweise (bzw.) des Lehrers einnehmen und ihr erworbenes universitäres Wissen ins Verhältnis zum Schulwissen setzen. Sie erfahren und reflektieren so die Bedeutung des universitären Wissens für die Vermittlung im schulischen Kontext. Dabei lernen sie, sich selbstbewusst als angehende Expertinnen und Experten der eigenen Fächer wahrzunehmen und können frühzeitig den Wechsel von der Perspektive der Schülerin bzw. des Schülers zur Perspektive der sich professionalisierenden Lehrperson beginnen.

Darstellung der im vorangegangenen Text beschriebenen reflexiven Analyse, wobei eine Integration von Fachlichkeit und Professionalisierung durch die zwei Praxisphasen stattfindet.
Grafik: Cathleen Gettkandt

Umsetzung der MPM

Die MPM werden im Rahmen der zweiten Förderphase von ProPraxis um die gleichberechtigte Abbildung beider Studienfächer, die curriculare Verankerung der professionsbezogenen Beratung im EGL-Studium sowie eine interdisziplinär gestaltete Abschlussveranstaltung erweitert. Die Überführung der MPM in den Regelstudiengang ist durch die Neuordnung der Lehrkräftebildung zum Wintersemester 2018/19 bereits erfolgt. Damit werden die weiterentwickelten MPM (ab 3. FS) ab Sommersemester 2020 erstmals angeboten. Künftig werden beide Fächer über eigenständige ProfiWerk-Module in den MPM abgebildet. Das achtwöchige Schulpraktikum wird von beiden Fächern parallel betreut und durch Schulbesuche der EGL ergänzt.

Das Praktikum wird durch ein gegenüber dem Modellversuch modifiziertes EGL-Modul vorbereitet, in dem Veranstaltungen der Schulpädagogik und der pädagogischen Psychologie integriert sind. Das Modul implementiert die professionsbezogene Beratung auf curricularer Ebene und fördert den überfachlichen Kompetenzerwerb der Studierenden mit Blick auf Lehrkräftegesundheit, Stressbewältigung und Gesprächsführung.

Den Abschluss der MPM bildet eine neue Veranstaltung, die die positiven Erfahrungen des bisherigen Abschlussmoduls aufnimmt und gemeinsam von Lehrenden der FW, FD und BW gestaltet wird. Die dreitägige Blockveranstaltung dient der Reflexion der Bedeutung der Fachlichkeit im erlebten Schulunterricht aus professions- und bildungswissenschaftlicher Perspektive. In einem Wechsel aus offenen Diskussionsformaten und theoriegeleiteter Reflexion werden universitäres Fachwissen und Schulwissen im wechselseitigen Praxisverständnis aufeinander bezogen. In der Auseinandersetzung mit der Differenz ihrer eigenen Studienfächer sowie der Fächer anderer Studierender einerseits und der Differenz von universitärer und schulischer Praxis andererseits wird die Perspektive auf die eigene Fachlichkeit geschärft.

Die Entwicklungsprozesse werden im Zentrum für Lehrkräftebildung koordiniert und im Arbeitsbereich Studienorganisation sowie im Praktikumsbüro organisatorisch umgesetzt. Die konzeptionellen Erweiterungen und die inhaltliche Konkretisierung der MPM erfolgen unter Mitwirkung der AG MPM und des MPM Forums.

Um qualitativ gleichwertige Schulpraktika im Ausland zu ermöglichen, arbeitet die UMR mit Partneruniversitäten und Kooperationsschulen im Ausland zusammen.