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Fotokampagne des militärischen Kunstschutzes in Frankreich, 1940-1944

© Bildarchiv Foto Marburg

Im Oktober 1940 begann auf Veranlassung der Abteilung “Kunstschutz“ der deutschen Militärverwaltung in Frankreich eine umfassende fotografische Inventarisation von Bau- und Kunstwerken in den besetzten Gebieten, deren Organisation Foto Marburg übertragen wurde und die ab 1942 in Zusammenarbeit mit der Kunsthistorischen Forschungsstätte in Paris fortgeführt wurde. Dieses in der Geschichte des Bildarchivs Foto Marburg größte Kampagnenprojekt war in Umfang, Inhalt, Werkzugang und Dokumentationstiefe einzigartig. Bis 1944 fertigten 16 deutsche Fotografen unter der Leitung Franz Graf Wolff-Metternichs über 22.000 Aufnahmen bedeutender Bau- und Kunstdenkmäler in fast allen Landesteilen an. Der Schwerpunkt der Aufnahmetätigkeit lag auf der Architektur und Bauskulptur des Mittelalters, vor allem dem Kathedralbau. Ebenso wurde der Schlossbau des 16.-18. Jahrhunderts und mobiles Kunstgut in öffentlichem und privatem Besitz ausführlich und teilweise in Farbe dokumentiert. Neben intakten Bau- und Kunstwerken wurden auch solche fotografiert, die durch Schutzmaßnahmen entstellt oder durch Kriegshandlungen bereits beschädigt waren. Vor allem in Nordfrankreich wurden einige der fotografierten Objekte nur wenige Monate nach der Dokumentation bei der Invasion der Alliierten zerstört. Die überwiegend großformatigen Fotografien (Glasplattennegative) zeigen den durch die Kriegshandlungen gefährdeten Denkmalbestand in herausragender fotografischer Qualität. Bei den unter Besatzungsbedingungen hergestellten Aufnahmen handelt es sich zudem um wichtige Dokumente der intellektuellen Aneignung fremden Kulturgutes durch das nationalsozialistische Deutschland, deren historischer Kontext durch eine dichte Überlieferung des projektbezogenen Schriftguts nachvollziehbar wird. 

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